"Wir haben so eine prima Zeit" Versöhnliche Demokraten
01.02.2008, 18:04 UhrNach der scharfen Kontroverse der vergangenen Wochen haben die demokratischen Kontrahenten im US- Präsidentschaftsrennen, Hillary Clinton und Barack Obama, versöhnliche Töne angeschlagen. In der letzten Fernsehdebatte vor dem "Super-Dienstag" mit Abstimmungen in 22 Staaten verzichteten die Ex- First Lady und der schwarze Senator völlig auf persönliche Attacken.
"Wir haben so eine prima Zeit", sagte Clinton an einem Punkt der Debatte, die von Kommentatoren des Senders CNN als Co-Sponsor als "Konfrontation der Titanen" angekündigt worden war. "Ja, das haben wir, haben wir", pflichtete Obama ihr bei. "Wir haben eine wunderbare Zeit."
Führende Demokraten hatten sich besorgt über die Zuspitzung im Ton zwischen den Kandidaten im Vorfeld der Vorwahl in South Carolina gezeigt. Sie verwiesen darauf, dass dies die Partei spalte und die Chancen bei der Präsidentschaftswahl am 4. November verringern könne. Clinton und Obama gehen praktisch Kopf-an-Kopf in den Abstimmungsmarathon am kommenden Dienstag. Es wird erwartet, dass keiner von ihnen genügend klar gewinnen wird, um den anderen aus dem Rennen zu zwingen.
Wenig Unterscheidungen
Beide stellten sich in der Zweier-Diskussion in Hollywood jeweils erneut als der am besten geeignete Präsidentschaftskandidat dar. In ihren Angriffen konzentrierten sie sich aber auf einen gemeinsamen "Außengegner": die Republikaner und deren erwarteten Spitzenkandidaten John McCain. Auf Fragen, ob sie sich bei der Präsidentschaftswahl ein "Traumteam" Obama-Clinton oder umgekehrt vorstellen könnten, reagierten beide mit Erheiterung und erklärten, diese Frage sei verfrüht. "Nein" sagte keiner.
In der Debatte nahmen die Pläne Clintons und Obamas für eine Gesundheitsreform und das Thema Irak besonders großen Raum ein. Dabei stellte Obama erneut heraus, dass er im Gegensatz zu Clinton von Anfang an gegen den Krieg gewesen sei. Beide Rivalen betonten die Notwendigkeit eines raschen Truppenabzugs, wobei die New Yorker Senatorin aber erneut eine Festlegung auf einen bestimmten Termin vermied. Obama will dagegen im Fall seiner Präsidentschaft die US-Soldaten innerhalb von 16 Monaten heimbringen.
Insgesamt wurde bei der Debatte deutlich, dass die beiden Demokraten bei den Sachthemen selbst wenig unterscheidet. Das stellten auch zahlreiche Medien heraus. Wiederholt äußerten die Kandidaten Respekt füreinander. Aber Clinton stellte erneut heraus, dass sie über die größte Erfahrung verfüge. "Es bedurfte eines Clinton, um nach dem ersten Bush aufzuräumen", sagte sie an einer Stelle. "Ich glaube, es könnte einer anderen (Clinton) bedürfen, um nach dem zweiten Bush aufzuräumen." Obama seinerseits präsentierte sich einmal mehr als "Erneuerer", der die Menschen inspirieren könne, und als eine Person mit der Fähigkeit, die Partei und das Volk zu einen.
Demonstrative Freundlichkeit
Mehrere Male wandten sich beide mit Humor gegen Versuche des Moderators, sie zu größerer Abgrenzung und wohl auch mehr Schärfe zu veranlassen. Manchmal entstand tatsächlich der Eindruck, als herrsche so etwas wie Enttäuschung beim Veranstalter, dass sich die beiden nicht stärker in die Haare gerieten. Im Gegenteil: Schon zum Auftakt der Debatte, die sich im Publikum auch Stars wie der Regisseur Steven Spielberg, die Schauspieler Pierce Brosnan sowie Diane Keaton und die Pop-Legende Stevie Wonder anhörten, hatte Obama alles "verdorben". Hillary Clinton sei vor dem Wahlkampf seine Freundin gewesen und werde es danach auch sein, sagte der Senator aus Illinois im Kodak-Theater, dem Schauplatz der jährlichen Oscar-Verleihung.
Klang das denn doch arg übertrieben, gab es zum Schluss der Debatte noch einmal demonstrative Freundlichkeit. Beide klopften sich auf die Schulter und Hillary flüsterte Obama etwas ins Ohr. "Zumindest ein Waffenstillstand", titelte eine Zeitung. Ob er lange anhält - darüber herrschte allerdings Skepsis.
Von Gabriele Chwallek, dpa
Quelle: ntv.de