"Verstand erreicht, nicht das Herz" Vogel lobt Schröder
12.02.2004, 18:40 UhrSPD-Parteichef Hans-Jochen Vogel hat für den von seinem Parteiamt zurückgetretenen Regierungschef Gerhard Schröder eine Lanze gebrochen und ihn gegen Kritik in Schutz genommen. "Mein Respekt vor ihm ist im Laufe der Jahre der Jahre gewachsen. Er hat eine Standfestigkeit bewiesen, die ich ihm nicht zugetraut hätte", erklärte Vogel in der n-tv Sendung "Maischberger".
Dies gelte zum einen für die eindeutige Haltung im Irak-Krieg, aber auch für die aus Vogels Sicht notwendigen Reformen. "Da hat er unter schwierigsten Verhältnissen Kurs gehalten", lobte der Ex-Parteivorsitzende. Doch das Realitätsbewusstsein Schröders habe nicht immer mit dem Gefühl der deutschen Sozialdemokratie korrespondiert, so Vogel weiter. "Die SPD tut sich mit der Realität manchmal schwerer als andere Parteien." Der Kanzler habe zwar den Verstand der Mitglieder und SPD-Wähler erreicht, nicht aber das Gefühl. Deshalb halte er den Wechsel an der Parteispitze für vernünftig. "Franz Müntefering ist ein Mann, der von seinem Werdegang und seiner Loyalität her eher das Herz der SPD erreicht", ist Vogel überzeugt.
Zwischen Schröder und Müntefering gebe es bei den Inhalten kaum Unterschiede, wohl aber im Umgangsstil mit der Partei. Vogel prognostizierte der SPD jedoch weitere Diskussionen und Probleme, sollte man bei den Wahlen diesen Jahres schlecht abschneiden. "Dann werden die Schwierigkeiten auch für Müntefering immer größer."
Dass sich Schröders Vorgänger Oskar Lafontaine in den vergangenen Tagen verstärkt zu Wort meldete, empfand Vogel als wenig hilfreich. "Lafontaine hat den Vorsitz doch weggeworfen wie einen dreckigen Anzug."
Quelle: ntv.de