Politik

Rubygate in Milano Vorspiel nimmt kein Ende

Geht Berlusconi etwa in sich? Der Anblick dürfte täuschen.

Geht Berlusconi etwa in sich? Der Anblick dürfte täuschen.

(Foto: dpa)

Im Sexprozess gegen den italienischen Regierungschef Berlusconi kommen die Beteiligten einfach nicht zur Sache. Wieder glänzt der 74-jährige Angeklagte durch Abwesenheit, denn er hat schließlich noch ein Regierungsamt, das ihn ins Ausland führt. Auch die "Herzensbrecherin" des alternden Cavaliere hat Besseres zu tun, als sich ausfragen zu lassen: Sie macht neue Schlagzeilen.

Der Regierungschef sieht sich einem Komplott von Justiz und Medien ausgeliefert.

Der Regierungschef sieht sich einem Komplott von Justiz und Medien ausgeliefert.

(Foto: REUTERS)

In Mailand hat die zweite Anhörung im Ruby-Prozess gegen den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi begonnen. In Abwesenheit des 74-jährigen Angeklagten, der zu politischen Gesprächen in Bukarest weilte, legten Berlusconis Anwälte dem Gericht eine Fülle von Einsprüchen, Anliegen und Fragen vor. Dabei war das Verfahren um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch durch Berlusconi auch bei dieser zweiten Sitzung in Mailand weiterhin noch im Vorstadium.

Oh, Woody ...

Auch Ruby, die Prostituierte, hat Besseres zu tun, als den Richtern Rede und Antwort zu stehen: Sie will nun die neue Muse von Hollywoodregisseur Woody Allen werden.

Im italienischen People-Magazin "Oggi" teilt das marokkanische Skandal-Escort-Girl dem Regisseur ihre Verehrung mit. Der offene Brief dürfte eine Antwort auf eine Bemerkung sein, die Allen während des Filmfestivals in Cannes gemacht hatte. Auf die Frage eines Journalisten hatte der Filmemacher die Marokkanerin als "faszinierend" beschrieben und sich gefragt, ob sie vielleicht auch schauspielern könne.

Je länger das Vorspiel ...

Berlusconis Anwälte Niccolò Ghedini und Piero Lungo brachten nun nicht weniger als 16 Anliegen vor, darunter die Frage, ob das Mailänder Geschworenengericht überhaupt für diesen Fall zuständig sein könne. Denn Berlusconi meint, über den Fall müsse ein spezielles Ministergericht befinden. Bei dem Anklagepunkt des Amtsmissbrauchs gegen ihn geht es darum, dass er in seiner Funktion als Regierungschef die junge Prostituierte "Ruby", von italienischen Medien gern "Ruby Rubacuori (Ruby Herzensbrecherin) genannt, vor dem Gefängnis bewahrt haben soll. Die junge Marokkanerin soll mit dem Regierungschef bei "Bunga-Bunga"-Festen wiederholt Sex gehabt haben.

Fragen häuften die Verteidiger des "Cavaliere" auch zum Schnellverfahren auf, mit denen die Staatsanwälte einem raschen Prozess gegen den Regierungschef den Weg bereitet hatten. Die Anwälte sind davon überzeugt, die Unschuld ihres Mandanten in den beiden Anklagepunkten beweisen zu können.

Bis zu 15 Jahre Haft in Aussicht

Der Regierungschef und die minderjährige Prostituierte: eine seltsame Beziehung.

Der Regierungschef und die minderjährige Prostituierte: eine seltsame Beziehung.

(Foto: REUTERS)

Bei einer Verurteilung drohen Berlusconi bis zu 15 Jahre Haft. Laut Staatsanwaltschaft soll Berlusconi zwischen Februar und Mai 2010 die damals minderjährige Marokkanerin Karima el Mahroug alias Ruby bei Partys in seiner Villa in Arcore bei Mailand mehrfach für Sex bezahlt haben. Im Mai 2010 setzte er laut Staatsanwaltschaft durch, dass die wegen Diebstahls festgenommene Nachtklub-Tänzerin freigelassen wurde. Sowohl Berlusconi als auch Ruby bestreiten, Sex miteinander gehabt zu haben.

Allein für Amtsmissbrauch drohen Berlusconi bis zu zwölf Jahre Haft, Sex mit einer Minderjährigen kann in Italien mit bis zu drei Jahren Gefängnis geahndet werden. Der Prozess hatte am 6. April 2011 begonnen. Auch zum Auftakt war Berlusconi nicht vor Gericht erschienen.

Quelle: ntv.de, hdr/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen