Außenminister verteidigt sich Wadephul nach Syrien-Besuch: "Bin kein Weichei"
04.11.2025, 19:10 Uhr Artikel anhören
Johann Wadephul soll laut Insidern bei einer Fraktionssitzung Syrien mit Nachkriegsdeutschland verglichen haben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Außenminister Wadephul zeigt sich bei einem Besuch in Syrien bestürzt über das Ausmaß der Zerstörungen. Der Minister stellt in Zweifel, dass die in Deutschland lebenden syrischen Flüchtlinge kurzfristig zurückkehren können. Nun muss er sich erneut gegen scharfe Kritik zur Wehr setzen.
Bundesaußenminister Johann Wadephul hat seine umstrittenen Äußerungen zur Rückkehr von Syrern in ihre Heimat in der Unionsfraktion mit Nachdruck verteidigt. Wie die "Rheinische Post" unter Berufung auf Teilnehmerkreise berichtet, sagte der Minister wörtlich: "Das kann man als Christdemokrat auch mal sagen. Deswegen bin ich kein Weichei." Nicht umsonst hänge im Fraktionssaal ein Kreuz. Wadephul hatte sich bei einem Besuch in Damaskus bestürzt über die Verwüstungen gezeigt und gesagt, ein solch großes Ausmaß an Zerstörung habe er persönlich noch nicht gesehen.
Mit Blick auf die in Deutschland lebenden syrischen Flüchtlinge hatte der Außenminister hinzugefügt: "Kurzfristig können sie nicht zurückkehren. Hier können wirklich kaum Menschen richtig würdig leben." Er sei nicht dagegen, dass Rückführungen durchgeführt würden, ergänzte Wadephul nun in der Fraktionssitzung.
Der Minister betonte aber zugleich, er stehe dazu, dass er nach einer "halbstündigen Fahrt durch eine apokalyptische Landschaft in der Mitte von Damaskus" dann auch mal sage: "Hier kann man nicht menschenwürdig leben." Das sei ein Auftreten, "das auch ein christdemokratischer Außenminister sich erlauben kann. Ich fand das angemessen. Ich möchte das auch nicht zurücknehmen."
Bei der Fraktionssitzung soll Wadephul laut "Bild"-Zeitung zudem zu einem heiklen historischen Vergleich gegriffen haben. Demnach soll der Außenminister gesagt haben, in Syrien sehe es derzeit "schlimmer" aus als in "Deutschland 1945". Die Zeitung beruft sich dabei auf mehrere Sitzungsteilnehmer. Einige seien empört gewesen, andere sollen sich überrascht über die drastische Äußerung gezeigt haben.
Merz: Bürgerkrieg in Syrien ist beendet
In der Unionsfraktion entbrannte nach Wadephuls Äußerung in einem Vorort von Damaskus eine Debatte um die möglichst rasche Abschiebung von Syrern in ihre Heimat. "Für CDU und CSU haben Rückführungen nach Syrien höchste Priorität", sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Alexander Throm, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ähnlich äußerte sich auch der thüringische Ministerpräsident Mario Voigt. Der CDU-Politiker forderte systematische Rückführungen nach Syrien.
Zuvor hatte das von Alexander Dobrindt geführte Bundesinnenministerium erklärt, trotz der jüngsten Aussagen Wadephuls zur Lage in Syrien an der Absicht festzuhalten, Flüchtlinge dorthin abzuschieben. "Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, dass Abschiebungen nach Syrien durchgeführt werden, beginnend mit Straftätern", sagte ein Sprecher des Innenministeriums dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz hatte sich für eine Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihre Heimat ausgesprochen: "Der Bürgerkrieg in Syrien ist beendet. Es gibt jetzt keinerlei Gründe mehr für Asyl in Deutschland und deswegen können wir auch mit Rückführungen beginnen." Er setze vor allem auf freiwillige Rückkehr, ohne diese Menschen sei der Wiederaufbau Syriens nicht möglich, sagte Merz am Montagabend.
Quelle: ntv.de, gut