Giftmais in Futtermitteln Weit mehr Höfe betroffen
02.03.2013, 20:43 Uhr
Ein Chemietechniker untersucht im Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Rohmilchproben.
(Foto: dpa)
Der Skandal um den gefährlichen Schimmelpilz Aflatoxin in Tierfutter weitet sich aus. Bei ihren Kontrollen stoßen die Behörden auf ein weiteres Futtermittelunternehmen, das mit dem vom Schimmelgift Aflatoxin verseuchten Mais beliefert wurde. Damit erhöht sich die Zahl der möglicherweise verseuchten Betriebe erheblich.
Von den Giftmais-Lieferungen sind fast tausend Landwirtschafsbetriebe mehr betroffen als bisher bekannt. Die Zahl steigt auf mindestens 4467, teilt das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mit. Das liege unter anderem daran, dass Freitagnachmittag noch Vertriebslisten nachgeliefert worden seien. Die Futtermittelhersteller hätten die Unterlagen bereits am Dienstag abgeben müssen - drei Unternehmen hätten das aber erst am späten Freitagnachmittag getan.
Der niedersächsische Verbraucherschutzminister Christian Meyer (Grüne) zeigte sich darüber verärgert: "Die verzögerte Zustellung zeigt, dass die Zusage der Wirtschaft, Daten im Rahmen der Verfügbarkeit innerhalb kürzester Zeit vorzulegen, nicht funktioniert."
Derzeit würden Milchproben auf mögliche Belastungen untersucht, hieß es. Zu den Abnehmern des Futters gehören auch Milchviehbetriebe, deren Milch nun ebenfalls kontrolliert werden soll. Mit den amtlichen Kontrollen hatte das Land Niedersachsen am Nachmittag begonnen. Mit ersten Ergebnissen sei am Sonntag zu rechnen.
Wohin mit der Milch?
Die betroffenen Betriebe der Landwirte sind nach Angaben des Ministeriums zunächst gesperrt. Sollten sich die Proben als unbelastet herausstellen, dürfen die Landwirte die Milch wieder an die Molkereien liefern. Für den Fall, dass die Grenzwerte tatsächlich überschritten sind, müsste die Milch vernichtet werden.
Allerdings dürften viele Landwirte die zunächst gesperrte Milch tatsächlich wegschütten, weil die Lagerkapazitäten erschöpft seien, sagte die Vorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen der Milchviehhalter Deutschlands, Johanne Böse-Hartje. "Die Bauern können die Milch ja nicht stapeln." Der Schaden sei derzeit nicht zu beziffern.
Nach Betrug mit Pferdefleisch und Bio-Eiern war am Freitag mit verseuchtem Futtermais der dritte Nahrungsmittelskandal in Deutschland binnen weniger Wochen bekanntgeworden. Niedersächsische Futtermittelhersteller haben demnach 10.000 Tonnen Mais, die mit dem krebserregenden Schimmelpilz-Gift Aflatoxin verseucht waren, an Tausende Bauernhöfe in Deutschland und den Niederlanden ausgeliefert. Dort wurde der Mais auch an Kühe verfüttert. Bundes-Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat den Herstellern von Futtermitteln vorgeworfen, frühzeitige Hinweise auf Verunreinigungen ignoriert zu haben.
Quelle: ntv.de, dpa/rts