Gewalt im Irak Weit über 50 Tote
01.02.2007, 07:58 UhrBei Anschlägen und Überfällen im Irak sind am Donnerstag weit über 50 Menschen ums Leben gekommen. Beim folgenschwersten Anschlag sprengten sich in Hilla rund 100 Kilometer südlich von Bagdad in einer belebten Einkaufsstraße kurz hintereinander zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Sie rissen nach Krankenhausangaben mindestens 45 Menschen mit in den Tod und verletzten 150 weitere. In Bagdad gab es insgesamt elf Todesopfer.
Nach Angaben der irakischen Regierung soll aus dem vor allem von Schiiten bewohnten Hilla auch der Anführer einer mysteriösen neuen Sekte namens "Soldaten des Himmels" stammen. Bei heftigen Gefechten hatte die irakische Armee Anfang der Woche in der Nähe der ebenfalls im Zentralirak gelegenen Pilgerstadt Nadschaf 263 Kämpfer der Sekte getötet. Regierungssprecher Ali al-Dabbagh präsentierte am Donnerstag neue Informationen über die Gruppierung, die allerdings früheren offiziellen Angaben widersprachen.
Der Anführer der Gruppe, sei ein 38 Jahre alter Mann namens Diaa al-Karaawi aus Hilla, der früher Musiker gewesen sei und ein religiöses Buch mit dem Titel "Richter des Himmels" veröffentlicht habe, sagte Al-Dabbah. Zuvor hatten Regierungsvertreter bereits zwei andere Namen präsentiert. Außerdem hatte es geheißen, die Sektenmitglieder seien einem religiösen Wahn verfallen gewesen und hätten Vorbereitung für die von ihnen erwartete "Ankunft des Mahdi" - des Messias - treffen wollen, indem sie Kleriker töten.
In Bagdad wurden am Donnerstag bei der Explosion einer Bombe in einem Kleinbus nach Angaben der Polizei sechs Zivilisten getötet. Drei Menschen starben laut Augenzeugen bei einer Mörserattacke in dem vorwiegend von Sunniten bewohnten Stadtteil Adhamija. Das Hochschulministerium teilte mit, in Bakuba nördlich von Bagdad, seien ein Hochschullehrer und dessen Sohn ermordet worden. Das irakische Komitee zum Schutz von Journalisten berichtete, im Januar seien in Bagdad acht irakische Journalisten getötet worden.
Bagdad warnt Washington
Unterdessen forderte Ministerpräsident Nuri Al-Maliki die USA und den Iran auf, ihre Differenzen nicht auf dem Rücken seines Landes auszutragen. Die Führungen in Teheran und Washington sollten ihre Probleme außerhalb des Iraks lösen, sagte al-Maliki am Mittwoch (Ortszeit) dem US-Nachrichtender CNN. Der Irak sei nicht das Kampffeld für einen Stellvertreterkrieg und habe nichts mit den Auseinandersetzungen zwischen den USA und dem Iran zu tun.
In Washington wies der abgelöste US-Oberkommandierende im Irak, George Casey, den Vorwurf einer gescheiterten Irak-Politik zurück. Anders als Verteidigungsminister Robert Gates sei er nicht der Ansicht, dass die frühere Strategie im Irak gescheitert sei, sagte Casey vor dem Streitkräfteausschuss des Senats. Der General räumte aber ein, dass die Iraker mangelndes Vertrauen in ihre Sicherheitskräfte hätten und die Situation im Zentrum des Iraks und vor allem in der Hauptstadt Bagdad schlecht sei.
Quelle: ntv.de