"Große Koalition der Spießigkeit" Westerwelle fordert echte Homo-Ehe
15.01.2014, 14:46 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der ehemalige Außenminister Westerwelle fordert nachdrücklich die vollständige Gleichstellung homosexueller Partnerschaften. Westerwelle, der selbst mit einem Mann zusammenlebt, würde auch zu Olympia nach Sotschi fahren, sagt er: "Und zwar nicht allein."
Homosexualität war in seiner Zeit als aktiver Politiker nie das Kernthema von Guido Westerwelle. Entsprechend selten äußerte er sich dazu. In einem Interview mit dem "Stern" fordert der Ex-Außenminister nun aber von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass homosexuelle Paare genau so heiraten dürfen wie heterosexuelle Paare. Zwar lobte Westerwelle die positive Reaktion der Kanzlerin auf das Coming Out des Fußballspielers Thomas Hitzlsperger. Das seien aber nur Worte gewesen. Merkel habe es in der Hand, die Gleichstellung umzusetzen.
In den Augen Westerwelles ist Deutschland trotz allem noch immer keine ausreichend aufgeklärte Gesellschaft. Es werde noch dauern, bis das Thema Homosexualität zu einer allgemein akzeptierten Tatsache geworden sei, sagte der 52-Jährige. Die Schuld für die gesetzliche Diskriminierung trage nicht allein die CDU: "Die SPD war doch meist nicht besser. Wenn es um Spießigkeit geht, gab es in Deutschland von jeher eine wirklich ganz große Koalition."
Der FDP-Politiker zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass er Fortschritte bei dem Thema noch erleben werde: "Ich sage Ihnen: Bevor ich den Löffel abgebe, ist Schwulsein eine Selbstverständlichkeit."
Westerwelle sprach sich auch für Besuche deutscher Regierungsmitglieder bei den Olympischen Winterspielen in Russland aus. Durch die russischen Gesetze gegen Homosexualität solle sich niemand von einer Reise nach Sotschi abbringen lassen. Auf die Frage, ob er selbst die Spiele besuchen würde, wenn er noch Minister wäre, antwortete er: "Ich würde hinfahren, und zwar nicht allein. Man kann Zeichen setzen durch Wegbleiben, und man kann Zeichen setzen durch Hingehen."
Seit September 2010 lebt Westerwelle mit dem Veranstaltungs-Manager Michael Mronz in einer eingetragenen Partnerschaft. Er deutete nun an, wie er vor seinem Coming-Out mit seiner Sexualität umging: "Die Momente der Selbstverleugnung gab es, ja", sagte er. "Aber da war ich viel, viel jünger."
Quelle: ntv.de, che/AFP/dpa