Politik

Israelischer Offizier zieht "bekannten Teufel" vor Westerwelle zweifelt an Syrien-Lösung

Ein Archivbild einer Jachont-Rakete aus dem Jahr 1997, damals veröffentlicht von "Jane's Defense Weekly".

Syriens Präsident Assad ist der internationalen Gemeinschaft ein Dorn im Auge - für Israel aber immer noch das geringere Übel. Entsprechend äußert sich ein Geheimdienstoffizier. Derweil gerät die geplante Friedenskonferenz in Gefahr. Denn die USA sind entsetzt über Russlands Waffen für Assad.

Die westliche Welt will Assad stürzen, für Israel bedeutet seine Existenz aber ein Stück weit Stabilität in der Unsicherheit.

Die westliche Welt will Assad stürzen, für Israel bedeutet seine Existenz aber ein Stück weit Stabilität in der Unsicherheit.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

In Israel gibt es offenbar Kräfte, die sich gegen einen vorschnellen Sturz des syrischen Regimes aussprechen. Machthaber Baschar al-Assad sei dem jüdischen Land immer noch lieber, als wenn das Nachbarland von anti-israelischen Islamisten beherrscht würde. So zitiert die britische Zeitung "The Times" einen Geheimdienstoffizier: "Lieber einen bekannten Teufel (Assad), als unbekannte Dämonen, wenn Syrien im Chaos versinkt und sich dort Extremisten aus der ganzen arabischen Welt breitmachen." In Syrien tobt ein brutaler Krieg, dem in zwei Jahren rund 80.000 Menschen um Opfer fielen.

Zu dem Konflikt sagte der Offizier, es sei besser, wenn die syrischen Konfliktparteien damit beschäftigt seien sich gegenseitig zu bekämpfen, als dass sie sich gegen Israel wenden. Allerdings gibt es in Israel auch Stimmen, die sich einen Sturz von Machthaber Assad wünschen, weil Israels Erzfeind Iran dann seinen einzigen Verbündeten in der Region verlieren würde.

Westerwelle skeptisch

Westerwelle traf in Ramallah den Ministerpräsidenten der Palästinensischen Gebiete, Salam Fayyad.

Westerwelle traf in Ramallah den Ministerpräsidenten der Palästinensischen Gebiete, Salam Fayyad.

(Foto: dpa)

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle zweifelte unterdessen an einer baldigen friedlichen Lösung für Syrien. Der FDP-Politiker ist skeptisch, ob es gelingen wird, Regierung und Assad-Gegner zu einer Konferenz an einen Tisch zu bekommen. "Diese internationale Konferenz, sie wird noch sehr schwer werden", sagte er beim Besuch der palästinensischen Gebieten. "Das Zustandekommen wäre wichtig. Aber es ist alles andere als sicher, dass das dann auch erfolgreich gelingt."

Die internationale Syrien-Konferenz war von den USA und Russland vereinbart worden und soll Anfang Juni wahrscheinlich in Genf stattfinden. Aber auch zwischen den USA und Russland gibt es neue Differenzen. Die USA verurteilten die Entscheidung Russlands, den syrischen Präsidenten Assad mit Raketen zur Bekämpfung von Schiffen auszurüsten. Die Waffenlieferung komme zur Unzeit, sei unglücklich und drohe, die Leiden des syrischen Volkes zu verlängern, erklärte US-Generalstabschef Martin Dempsey.

Russlands Waffen könnten Islamisten nützen

Die Lieferung russischer "Jachont"-Raketen an Syrien könnte eine neue Rüstungsspirale in Gang setzen und US-Abgeordnete in ihrer Absicht bestärken, die bewaffnete Opposition gegen Assad zu unterstützen. Die US-Regierung und viele ihrer westlichen Verbündeten wie Deutschland befürchten, dass die Waffen Islamisten in die Hände fallen könnten, die ebenfalls gegen den syrischen Machthaber kämpfen.

Zusammen mit Vertretern der Rebellen wollen westliche und arabische Staaten am Mittwoch in der jordanischen Hauptstadt Amman die Konferenz vorbereiten. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon dringt auf eine rasche Syrien-Konferenz. Die Weltgemeinschaft dürfe den Schwung nicht verlieren, sagte Ban nach einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow.

Rebellen haben unterdessen nordöstlich der syrischen Stadt Hama vier Dörfer erobert, die von Angehörigen der alawitischen Minderheit bewohnt sind. Das berichtete die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter. Die Bewohner der Ortschaften, die nach wochenlanger Belagerung von den Regierungstruppen aufgegeben worden waren, flohen.

Quelle: ntv.de, jtw/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen