Politik

NATO-Angriff auf Schüler? Widersprüchliches aus Kabul

Soldaten der internationalen Schutztruppe erschießen in Afghanistan vier Zivilisten. Ihr Fahrzeug hatte sich mit hoher Geschwindigkeit und unbeleuchtet einem NATO-Konvoi genähert. Auf Warnschüsse reagierte der Fahrer nicht. Die ISAF spricht von "bekannten Aufständischen", die Kabuler Behörden von "unbewaffneten Schülern".

Bei der Trauerfeier für die Getöteten in Chost.

Bei der Trauerfeier für die Getöteten in Chost.

(Foto: AP)

Ausländische Truppen haben nach afghanischen Regierungsangaben nahe der ostafghanischen Stadt Chost vier Schüler erschossen. Das Bildungsministerium in Kabul teilte mit, bei den Toten handele es sich um vier Schüler im Alter zwischen elf und 17 Jahren. Auch die Regierung der Provinz Chost sprach von vier getöteten Zivilisten. Nach Angaben der Internationalen Schutztruppe ISAF handelte es sich bei den Toten dagegen um zwei bekannte Aufständische und zwei ihrer Begleiter.

Ministerium und Provinzregierung verurteilten den Zwischenfall. Der Sprecher der Provinzregierung, Mubares Mohammad Sadran, sagte, das Fahrzeug mit den Zivilisten habe an einem Checkpoint nicht angehalten. Daraufhin hätten Soldaten das Feuer eröffnet. Die NATO-geführte ISAF teilte mit, ein Fahrzeug sei aus der Gegenrichtung auf einen Konvoi zugefahren. Auf Stoppsignale der Soldaten hin habe der Fahrer nicht angehalten, sondern sein Licht ausgeschaltet. Er habe auch auf Warnschüsse nicht reagiert, so dass die Soldaten schließlich das Fahrzeug beschossen. Zwei der Toten seien als "bekannte Aufständische" identifiziert worden.

Vize-Bürgermeister erschossen

Unbekannte erschossen unterdessen den Vize-Bürgermeister der südafghanischen Stadt Kandahar. Das Innenministerium in Kabul teilte mit, Asisullah Seyarmal sei auf dem Weg in eine Moschee gewesen, als "Feinde Afghanistans" das Feuer eröffneten. Mit dieser Formulierung umschreiben afghanische Behörden Aufständische wie die Taliban. Das Ministerium sprach von einem "Terrorangriff".

Wenige Stunden vor der Tat waren bei einer Bombenexplosion am Montag in Kandahar-Stadt drei Kinder getötet worden. Bei den Toten handelte es sich um Neffen eines einflussreichen Stammeschefs. Die ISAF will in den kommenden Monaten verstärkt gegen die Taliban in Kandahar vorgehen und sie aus ihrer Hochburg verdrängen.

Quelle: ntv.de, rts

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