Politik

Gleneagles-Dialog zum Klima Widerstand gegen Merkel-Plan

Der Vorstoß von Kanzlerin Angela Merkel zum weltweiten Klimaschutz wird nach Einschätzung von Umweltminister Sigmar Gabriel auch bei Entwicklungsländern auf Bedenken stoßen.

"Es wird sicherlich Länder geben, die werden sagen, ich bin da in großer Distanz", sagte Gabriel in Berlin zum Auftakt des so genannten Gleneagles-Dialogs, einer Konferenz der 20 größten Energieverbraucher der Welt. Merkel hatte vorgeschlagen, den erlaubten Ausstoß an Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) an der Bevölkerungszahl der Länder auszurichten.

Dieser Pro-Kopf-Maßstab würde die Industrieländer zu drastischen Reduktionen zwingen, sagte Gabriel. Aber auch Schwellenländer mit starkem Wachstum wie China müssten den Ausstoß reduzieren, um den Temperaturanstieg der Atomsphäre in diesem Jahrhundert auf zwei Grad zu begrenzen. Verpflichtungen lehnen diese bislang strikt ab. Auch die USA als größter Verschmutzer der Atmosphäre stehen hier bislang abseits.

Gabriel und Glos für schnelleren Technologietransfer

Gabriel und die UN-Klimasonderbeauftragte Gro Harlem Brundtland beurteilten den Vorschlag Merkels dennoch positiv. "Es ist eine positive Einstellung. Sie hat zugehört, was Indien und andere Staaten sagen", lobte Brundtland vorsichtig. In erster Linie seien die Industrieländer gefordert, schnell ihren Ausstoß zu drücken, sagte sie.

Brundtland und Gabriel sowie Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) betonten, den ärmeren Ländern müsse vor allem mit neuen Technologien geholfen werden, ihren Ausstoß trotz starken Wirtschaftswachstums zu begrenzen. Davon könnten die Industrieländer wie Deutschland profitieren.

Klimawandel kostet Entwicklungsländer 50 Milliarden Euro

Vorteile von Merkels Vorschlag hätten etwa Indien oder afrikanische Entwicklungsländer, deren Pro-Kopf-Ausstoß sehr niedrig liegt. Sie müssen zugleich für die schwersten Folgen des Klimawandels wie Überschwemmungen und Dürren aufkommen. Nach Angaben der Hilfsorganisation Oxfam müssen sie schon Kosten von bis zu 50 Milliarden Dollar jährlich tragen.

Die Internationale Energieagentur (IEA) drängte die Industrieländer vor allem zu einem effizienteren Einsatz von Energie. Sei die Effizienz in den 70er und 80er Jahren noch um zwei Prozent gestiegen, habe sie sich seit den 90er Jahren halbiert. Schuld daran seien vor allem der Verkehr sowie die wachsende Zahl von Fernsehern und Computern in Haushalten, sagte IEA-Direktor Nobuo Tanaka.

Die Umwelt- und Wirtschaftsminister wollen mit einer Reihe von Konferenzen das UN-Treffen in Bali im Dezember vorbereiten. Dort wollen die Europäer einen Verhandlungsauftrag für ein Nachfolgeabkommen von Kyoto bekommen, das 2012 ausläuft. Bislang lehnen vor allem die Entwicklungsländer unter Hinweis auf die Verantwortung der Industrienationen für die Klimaerwärmung solche Verhandlungen ab.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen