Politik

Italien beteiligt sich an Luftangriffen Wieder Explosionen in Tripolis

Libysche Soldaten am Ort der Luftschkäge in Tripolis.

Libysche Soldaten am Ort der Luftschkäge in Tripolis.

(Foto: AP)

Tripolis wird laut Augenzeugen erneut von heftigen Detonationen erschüttert. Rauch und Flammen sind zu sehen. Zuvor war bereits eine Residenz von Machthaber Gaddafi von NATO-Flugzeugen bombardiert worden. Dem Diktator gehe es aber gut, heißt es. Derweil kündigt Italien an, sich an den Angriffen gegen die einstige Kolonie zu beteiligen.

Nach den auf die Residenz von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi ist die Hauptstadt Tripolis erneut von heftigen Explosionen erschüttert worden. Einwohner berichteten von fünf Detonationen, es seien Rauch und Flammen aufgestiegen. Gaddafi selbst befindet sich nach Angaben eines Sprechers an einem sicheren Ort.

Zeugen berichteten zunächst von drei Detonationen im Osten der Stadt, ohne jedoch genauere Angaben machen zu können. Ein Einwohner des Viertels Ain Sara berichtete von Rauch und Flammen. Später folgten nach Angaben eines weiteren Zeugen zwei weitere Explosionen in demselben Stadtteil. Tripolis ist seit Freitag Ziel verstärkter Angriffe von NATO-Kampfflugzeugen. Das Militärbündnis hatte in der Nacht zu Montag die Residenz Gaddafis bombardiert und dabei ein Büro des Machthabers zerstört.

Gaddafi ist "zuversichtlich"

Gaddafi gehe es gut, er sei bei "guter Gesundheit" und "zuversichtlich", sagte sein Sprecher Mussa Ibrahim am Montag bei einer Pressekonferenz vor dem durch den Angriff zerstörten Gebäude. Gaddafi "arbeitet jeden Tag, er führt den Kampf, um das Volk mit Lebensmitteln, Medikamenten und Kraftstoff zu versorgen", sagte Ibrahim. Zugleich verurteilte er den Angriff auf das Büro Gaddafis als einen "terroristischen Akt" und "versuchten Mord".

Gaddafi soll es nach Angaben eines Sprechers gut gehen.

Gaddafi soll es nach Angaben eines Sprechers gut gehen.

(Foto: Reuters)

Bei dem Luftangriff seien drei Beamte getötet und 45 weitere verletzt worden, 15 davon schwer, sagte Ibrahim. Die internationale Gemeinschaft rief er auf, "diese Aggression" zu verurteilen, die die UN-Resolution 1973 für den Libyen-Einsatz verletzt habe. Die NATO müsse "ihre Aggression stoppen und Verhandlungen für eine politische Lösung der Libyen-Krise aufnehmen".

Die NATO erklärte in Brüssel, die Luftangriffe hätten sich gegen ein Kommunikationshauptquartier der libyschen Truppen gerichtet, das für Angriffe auf die Zivilbevölkerung genutzt worden sei. Zu möglichen Opfern könnten keine Angaben gemacht werden. Es gebe keine Möglichkeit, Angaben über zivile Opfer unabhängig zu überprüfen. Anders als die Truppen Gaddafis tue die NATO weiterhin "ihr Mögliches", um zivile Opfer zu vermeiden.

Italien beteiligt sich an Luftangriffen

Vor der umkämpften Stadt Misrata konnten die Aufständischen die regierungstreuen Truppen nach eigenen Angaben zurückschlagen. Der Raketen-Beschuss Misratas dauerte jedoch weiter an. Der Nationalrat der Rebellen in Bengasi zeigte sich indes skeptisch hinsichtlich der Lage in Misrata und wies Berichte über Fortschritte zurück. Gaddafi werde die Stadt nicht aufgeben, sonst müsse er auch die Hauptstadt Tripolis aufgeben, sagte Rebellensprecher Ahmed Omar Bani.

Durch den Granatbeschuss wurden in Misrata etliche Häuser zerstört.

Durch den Granatbeschuss wurden in Misrata etliche Häuser zerstört.

(Foto: AP)

Unterdessen erklärte sich Italien zu "gezielten" Luftangriffen in Libyen bereit. In einer in Rom veröffentlichten Erklärung teilte Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit, die italienische Luftwaffe werde sich an Angriffen gegen auf libyschem Territorium aufgeklärte "spezielle militärische Ziele" beteiligen, um zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung beizutragen. Berlusconi habe dies nach einem Telefongespräch mit US-Präsident Barack Obama beschlossen, hieß es. Italien hatte bisher von Bombardierungen in seiner früheren Kolonie Libyen Abstand genommen.

Man habe sich vor allem angesichts der entsetzlichen Situation in der heftig umkämpften Stadt Misrata dazu entschlossen, erklärte der italienische Verteidigungsminister Ignazio La Russa. Es werde sich jedoch "nicht um wahllose Bombardierungen handeln, sondern um gezielte Missionen mit Präzisionsbomben auf ausgewählte Objekte". Italien hatte bisher Militärbasen sowie Flugzeuge zu militärischen Erkundungsflügen zur Verfügung gestellt. Wie Großbritannien und Frankreich hatte Rom zudem angekündigt, die libyschen Regimegegner mit der Entsendung von Militärexperten zu unterstützen.

Revolutionen noch nicht abgeschlossen

Bundesaußenminister Guido Westerwelle lehnte den Einsatz von Kampftruppen dagegen erneut ab. Gaddafi müsse den Krieg gegen sein eigenes Volk beenden, sagte Westerwelle der "Bild"-Zeitung. "Deswegen haben wir auf harte Sanktionen und die Befassung des internationalen Strafgerichtshofs gedrängt." Deutschland habe von Anfang an klar gesagt, sich nicht an dem Kampfeinsatz zu beteiligen. Die Grenzen des Militärischen würden nun sichtbar. Es bedürfe einer schnellen politischen Lösung und des Drucks der gesamten Völkergemeinschaft, damit Gaddafi einen Waffenstillstand einhalte.

Westerwelle warnte außerdem vor einem Scheitern der Freiheitsbewegungen in Nordafrika. Er rief die Staaten Europas zu verstärkten Anstrengungen zur Unterstützung der Rebellen auf. "Wer denkt, die Revolutionen in unserer Nachbarschaft seien bereits abgeschlossen, der irrt", sagte der Außenminister. "Wir Europäer müssen beherzt handeln, damit auf den arabischen Frühling ein Sommer folgt - und kein Zurück in den Winter."

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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