Säbelrasseln aus Minsk Belarus verlegt Soldaten und Raketen an die Ukraine-Grenze
10.08.2024, 19:04 Uhr Artikel anhören
Der Machthaber Lukaschenko behauptet, im belarussischen Luftraum seien mehrere ukrainische Drohnen abgeschossen worden.
(Foto: picture alliance/dpa/POOL)
Die Kämpfe in der Region Kursk bringen Moskau zunehmend in Bedrängnis. Der belarussische Diktator Lukaschenko spricht gleichzeitig von angeblich abgeschossenen ukrainischen Drohnen - und schickt Truppen ins Grenzgebiet. Der Kreml könnte Belarus "in den Ofen seines Krieges werfen", befürchtet Osteuropa-Experte Friedman.
Nach dem angeblichen Eindringen ukrainischer Kampfdrohnen in belarussischen Luftraum hat das Außenministerium in Minsk vor einer Ausweitung des Konflikts gewarnt. Derartige "kriminelle Handlungen" könnten zu einer radikalen Eskalation der Lage führen, teilte das belarussische Außenministerium nach Angaben der Staatsagentur Belta mit. Sie seien zudem ein "gefährlicher Versuch, die derzeitige Konfliktzone in unserer Region auszuweiten". Belarus werde sein Recht auf Selbstverteidigung nutzen und auf jede Provokation oder feindliche Handlungen angemessen reagieren.
Machthaber Alexander Lukaschenko hatte zuvor über den mutmaßlichen Abschuss von mehreren ukrainischen Flugzielen informiert. Die Flugabwehr sei in volle Bereitschaft versetzt worden, weil etwa zehn Flugobjekte aus der Ukraine in den Luftraum von Belarus im Osten des Landes im Gebiet Kostjukowitschy eingedrungen seien, sagte Lukaschenko heute über den Vorfall am Vorabend.
Angesichts der "Situation in der Ukraine und in der russischen Region Kursk" habe Lukaschenko eine Verstärkung der belarussischen Truppen im Grenzgebiet zur Ukraine angeordnet, teilte Verteidigungsminister Viktor Chrenin in Minsk mit. Zudem sei auch eine Verlegung von ballistischen Raketen "Iskander" sowie "Polones"-Raketenwerfern in die Region befohlen worden.
Historiker: Kreml könnte beschließen, Belarus "in den Ofen des Krieges" zu werfen
Osteuropa-Experte Alexander Friedman sieht in den aktuellen militärischen Aktivitäten in Belarus die Antwort auf den ukrainischen Vorstoß im russischen Gebiet Kursk. Die Kämpfe dort dauern seit fünf Tagen, die Ukraine konnte mehrere Ortschaften erobern. "Wenn sich die Ereignisse in der Region Kursk weiterhin nach dem für die Russische Föderation negativen Szenario entwickeln, könnte es zu einer Notsituation kommen, in der der Kreml beschließt, die belarussische Armee in den Ofen seines Krieges zu werfen. Und Lukaschenko ist sich dessen bewusst", schrieb der Historiker von der Uni Düsseldorf auf Telegram.
Belarus unterstützt Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Schon zu Kriegsbeginn vor fast zweieinhalb Jahren hatte das Land sein Gebiet russischen Truppen zur Verfügung gestellt, um von dort in den Norden der Ukraine einzumarschieren. Immer wieder gibt es Befürchtungen, dass Belarus auch direkt in den Krieg eintritt.
Quelle: ntv.de, uzh/dpa