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Als Reaktion auf Ukraine-Vorstoß Moskau kündigt "Anti-Terror-Einsätze" in Grenzzonen an

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Bildmaterial vom russischen Verteidigungsministerium: Es soll russische Panzer in der Region Kursk zeigen.

Bildmaterial vom russischen Verteidigungsministerium: Es soll russische Panzer in der Region Kursk zeigen.

(Foto: via REUTERS)

Bereits seit Tagen wird auf russischem Boden gekämpft, die Ukrainer sollen kilometerweit vorgerückt sein. Angeblich schickt das russische Militär Verstärkung in die Grenzregionen, die Moskau nun zu Sonderzonen erklärt und damit die Forderungen von Militärbloggern erfüllt.

Angesichts des ukrainischen Vorstoßes auf russisches Gebiet hat Moskau "Anti-Terror-Einsätze" in drei Grenzregionen angekündigt. In den Regionen Kursk, Belgorod und Brjansk würden "Anti-Terror-Einsätze" gestartet, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten und um "die Bedrohung durch Terrorangriffe durch feindliche Sabotagegruppen zu unterbinden", teilte das russische Anti-Terror-Komitee am Freitagabend mit. Nach russischer Rechtslage erhalten Sicherheitskräfte und die Armee bei "Anti-Terror-Einsätzen" weitreichende Befugnisse. Diesen Schritt hatten Militärblogger bereits nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 gefordert und ihre Forderung nach dem Beginn des ukrainischen Vorstoßes wiederholt.

Die Bewegungsfreiheit der Bürger wird in solchen Fällen eingeschränkt, Fahrzeuge können beschlagnahmt, Telefongespräche abgehört und bestimmte Gebiete für den Zugang gesperrt werden. Auch können Kontrollposten errichtet werden und die Sicherheit kann an strategisch wichtigen Einrichtungen erhöht werden.

Das Anti-Terrorismus-Komitee erklärte weiter, die Ukraine habe einen "beispiellosen Versuch gestartet, die Lage in einer Reihe von Regionen in unserem Land zu destabilisieren". Es bezeichnete den ukrainischen Vorstoß vor allem in der Region Kursk als "terroristischen Angriff". Die ukrainischen Truppen hätten Zivilisten verletzt und Wohngebäude zerstört.

Im russischen Gebiet Kursk dauern die Kämpfe in zahlreichen Ortschaften an. Russische Militärblogger sprachen von einer unruhigen Nacht und Versuchen der ukrainischen Streitkräfte, "einen Blitzkrieg" fortzusetzen. Aus der Ukraine selbst gab es weiter keine Angaben zu der seit Dienstag laufenden Operation. Nach Angaben von Analysten konnten die ukrainischen Einheiten aber um mehrere Kilometer auf russischem Gebiet vorrücken. Die USA, der engste Verbündete Kiews, hatten erklärt, vorab nicht über den Einsatz unterrichtet worden zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, Russland müsse die Konsequenzen seiner Offensive gegen die Ukraine selbst "spüren".

Video soll russische Panzer-Verstärkung zeigen

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Samstagmorgen ein weiteres Video, das eine Verstärkung der Militärpräsenz in der Region zeigen soll. Zu sehen waren Panzer, die Kampfstellungen beziehen sollten, um ukrainische Truppen zu zerstören. Die Aufnahmen sind nicht unabhängig überprüfbar. Bilder wurden auch von einem nächtlichen Luftangriff verbreitet, nachdem Moskau am Freitag mitgeteilt hatte, dass mehr Einheiten und Material in die Grenzregion verlegt worden seien. Das Ministerium meldete auch zahlreiche abgewehrte ukrainische Drohnenangriffe im Raum Kursk.

"Im Moment hat sich die Lage stabilisiert", schrieb der Militärblogger Alexander Chartschenko in einem vom Telegram-Kanal Rybar veröffentlichten Lagebericht. Russische Einheiten kämen voran. "Sudscha steht, das Kommando unternimmt alle Anstrengungen, die Stadt vom Gegner zu säubern", teilte Chartschenko mit Blick auf einen Ort in der Region Kursk nahe der ukrainischen Grenze mit. "Wenn der Gegner nicht noch bedeutende Kräfte unerwartet an einem Ort einsetzt, dann kann man sagen, dass der Höhepunkt der Krise überwunden ist."

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In sozialen Netzwerken kursierte ein nicht überprüfbares Video, das Männer in Uniform mit ukrainischer Flagge im Dorf Poros im russischen Gebiet Belgorod wenige Kilometer von der Grenze zur Ukraine zeigen soll. Kremlkritische Medien bezeichneten das als ein mögliches Ablenkungsmanöver der ukrainischen Streitkräfte. Offizielle Angaben gibt es dazu nicht. Nach massiven Angriffen von ukrainischer Seite im vergangenen Jahr hatten Bewohner schon ganze Dörfer an der Grenze verlassen.

Nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington versucht das russische Verteidigungsministerium weiter darauf zu verzichten, Truppen von der Front in der Ukraine selbst abzuziehen, um Einheiten in Kursk zu verstärken. Erweitert hatte Russland zuletzt auch den Schutz des Atomkraftwerks Kursk. Die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA warnte vor möglichen Gefahren. Der IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi rief beide Seiten auf, sich an die Regeln für nukleare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten.

Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa

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