Politik

Kriminalität und MigrationWo Geflüchtete häufiger Täter, aber auch Opfer werden

08.12.2025, 13:58 Uhr
imageVon Hedviga Nyarsik
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Der Anteil der Zuwanderinnen und Zuwanderer unter den Tatverdächtigen bleibt bei 8,8 Prozent nahezu unverändert. (Archivbild) (Foto: picture alliance/dpa)

Das BKA verzeichnet 2024 weniger tatverdächtige Zuwanderer, auch dank der Cannabis-Teillegalisierung. Doch Mehrfachtäter und Herkunftsunterschiede prägen das Bild. Gleichzeitig werden Geflüchtete immer häufiger selbst Opfer von Straftaten.

Deutschland zählt zum Jahresende 2024 mehr als drei Millionen Geflüchtete - so viele wie nie zuvor. Der Anstieg ist vor allem auf Schutzsuchende aus der Ukraine zurückzuführen, die inzwischen rund ein Drittel aller Geflüchteten ausmachen. Vor diesem Hintergrund analysiert das Bundeskriminalamt im jährlich erscheinenden Lagebild, wie häufig Zuwanderer in der polizeilichen Kriminalstatistik als Tatverdächtige auftreten und in welchen Bereichen sie besonders betroffen sind - als Täter wie als Opfer.

Insgesamt zeichnet das Lagebild ein differenziertes Bild: Die große Mehrheit der Geflüchteten ist nicht kriminell auffällig. Zudem konzentriert sich die Kriminalität auf bestimmte Gruppen und auf einen relativ kleinen Kreis mehrfach auffälliger Personen. Gleichzeitig steigt jedoch das Risiko für Geflüchtete, selbst Opfer von Straftaten zu werden. Als tatverdächtige Zuwanderer (und entsprechend als Opfer) gelten Personen, die mit den Aufenthaltsanlässen Asylbewerber, Schutzberechtigte, Asylberechtigte, Kontingentflüchtlinge, Duldung oder unerlaubter Aufenthalt geführt werden.

Unter dem Strich registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 172.203 tatverdächtige Zuwanderinnen und Zuwanderer, 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Ihr Anteil an allen Tatverdächtigen blieb mit 8,8 Prozent stabil. Die rückläufigen Zahlen sind aber auch eine Folge der Cannabis-Teillegalisierung, die 2024 zu einem generellen Rückgang der polizeilich erfassten Delikte geführt hat, betonen die Autorinnen und Autoren des Berichts.

Unterschiede nach Herkunft

Besonders auffällig sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Herkunftsgruppen. Ukrainische Geflüchtete machen 35,7 Prozent aller Geflüchteten aus, aber nur 12,8 Prozent der tatverdächtigen Zuwanderer. Bei Personen aus den Maghreb-Staaten verhält es sich umgekehrt: Sie stellen 0,5 Prozent der Geflüchteten, aber 9,1 Prozent der Tatverdächtigen. Auch Zuwanderer aus Georgien sind dem Lagebild zufolge in Relation zu ihrer Bevölkerungsgröße überdurchschnittlich häufig tatverdächtig.

Die Alters- und Geschlechtsstruktur unterscheidet sich deutlich von der gesamten Geflüchtetenpopulation: Während nur 55 Prozent aller erwachsenen Geflüchteten Männer sind, liegt der Anteil männlicher Tatverdächtiger bei fast 83 Prozent. Zudem ist die Altersgruppe der 21- bis unter 30-Jährigen stark überrepräsentiert: Sie stellt 32,2 Prozent der tatverdächtigen Zuwanderer, obwohl ihr Anteil an allen aufhältigen Geflüchteten lediglich 17,9 Prozent ausmacht. Insgesamt sind mehr als die Hälfte aller tatverdächtigen Zuwanderer jünger als 30 Jahre.

Mehrfachtatverdächtige dominieren

Besonders ins Gewicht fällt, dass nahezu ein Drittel der Betroffenen als Mehrfachtatverdächtige registriert ist. Dieser vergleichsweise kleine Personenkreis ist an 77 Prozent aller von Zuwanderern begangenen Straftaten beteiligt. Überdurchschnittlich viele Mehrfachtatverdächtige kommen aus den Maghreb-Staaten, Libyen und Georgien - in diesen Herkunftsgruppen ist etwa jede zweite tatverdächtige Person mehrfach auffällig.

In der Gesamtbetrachtung bleiben Diebstahlsdelikte der größte Bereich, auch wenn hier ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist: 28,7 Prozent aller Straftaten mit mindestens einem tatverdächtigen Zuwanderer entfallen darauf, vor allem auf Ladendiebstahl. Doch nicht alle Delikte sind rückläufig. So steigen die Fallzahlen bei Straftaten gegen das Leben um 8,9 Prozent und bei Rohheitsdelikten sowie Delikten gegen die persönliche Freiheit um 4,9 Prozent. Mehr als zwei Drittel dieser Fälle sind Körperverletzungen. Gleichzeitig sinken die Fallzahlen im Bereich der sexuellen Selbstbestimmung (-3,9 Prozent) sowie bei Rauschgiftdelikten (-30,0 Prozent).

Zuwanderinnen und Zuwanderer treten jedoch nicht nur als Tatverdächtige in Erscheinung, sondern zunehmend auch als Opfer. 70.051 Geflüchtete wurden 2024 Opfer einer Straftat - ein Anstieg um 5,2 Prozent. Parallel dazu bleibt die politisch motivierte Kriminalität gegen Asyleinrichtungen laut dem Bericht ein wachsendes Problem. Die Fallzahlen im Themenfeld "Ausländer-/Asylthematik" innerhalb der politisch motivierten Kriminalität stiegen auf 3707 Fälle, ein Plus von 15,6 Prozent. Auch Angriffe auf Asylunterkünfte nahmen demnach weiter zu.

Quelle: ntv.de

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