Politik

Atomstreit mit dem Iran Worum geht es?

Viele Länder vermuten, dass der Iran heimlich am Bau von Atombomben arbeitet. Teheran beharrt dagegen auf dem Recht, wie andere Länder auch, ein ziviles Nuklearprogramm betreiben zu dürfen. Seit mehr als einem Jahr gibt es in Genf nun wieder Gespräche zwischen den Weltmächten und dem islamischen Land. Worum dreht sich der Atomstreit mit dem Iran genau?

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad besucht die Urananreicherungsanlage in Natans.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad besucht die Urananreicherungsanlage in Natans.

(Foto: dpa)

Die Liste der Verfehlungen des Irans wird aus Sicht der Weltmächte immer länger. Die internationale Gemeinschaft beschwert sich seit Jahren darüber, dass das Land als Mitglied der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA nicht ausreichend mit deren Inspektoren zusammenarbeitet. Beispielsweise bekommen die Kontrolleure keine Informationen zu möglichen Waffenprojekten, die der Iran in der Vergangenheit verfolgt hat und die im Zusammenhang mit Atomwaffen stehen könnten.

Der zweite Punkt ist, dass das Land weiterhin Uran anreichert, das für Atomkraftwerke aber auch in höher angereicherter Form für Nuklearwaffen gebraucht werden kann. Der UN-Sicherheitsrat hatte den Iran mehrfach aufgefordert, damit aufzuhören und Sanktionen verhängt. Statt darauf einzugehen, weitet der Iran sein Atomprogramm stetig aus.

In der fertigen Anlage in Natans wurde mit der höheren Urananreicherung auf 20 Prozent begonnen. Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass das Land an einer weiteren Anreicherungsanlage in Fordo bei Ghom arbeitet, die kommendes Jahr in Betrieb gehen soll. Zehn weitere Anlagen sind nach Angaben der Regierung in Teheran noch in Planung. Inzwischen besitzt der Iran so viel angereichertes Uran, dass der Brennstoff in weiterverarbeiteter Form für mehrere Atombomben reichen würde.

Worauf basieren die Forderungen der Weltmächte?

Der iranische Atomunterhändler Said Dschalil bei früheren Atomgesprächen in Genf (Archivfoto vom 19.07.2008). Nach rund einjähriger Pause beginnen in Genf neue Gespräche über das umstrittene iranische Atomprogramm.

Der iranische Atomunterhändler Said Dschalil bei früheren Atomgesprächen in Genf (Archivfoto vom 19.07.2008). Nach rund einjähriger Pause beginnen in Genf neue Gespräche über das umstrittene iranische Atomprogramm.

(Foto: dpa)

Auf internationalen Verpflichtungen, die der Iran eingegangen ist. Das Land ist IAEA-Mitglied und hat den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet. Darin gibt es einen Punkt, der Länder mit Atomtechnik verpflichtet, mit der IAEA ein Überwachungsabkommen auszuhandeln. Mit dem "Safeguards Agreement" verpflichtet sich ein Land, Kontrollen von IAEA-Inspektoren in seinen Atomanlagen zuzulassen und die UN-Behörde frühzeitig über neue Nuklearprojekte zu informieren. Mit dieser Vorgehensweise soll die friedliche Nutzung von Atomenergie sichergestellt werden. Die IAEA will dem Iran nicht das Recht auf ein ziviles Atomprogramm nehmen. Sie fordert nur die Einhaltung der Verpflichtungen.

Was sollen die neuen Gespräche in Genf bringen?

Einen wirklichen Durchbruch erwartet keiner der Beteiligten, denn der Iran will nicht über die Urananreicherung als Grundlage seines Atomprogramms diskutieren. Beobachter und Diplomaten gehen davon aus, dass ein von der IAEA ausgearbeitetes Uran-Tauschgeschäft wieder auf den Tisch kommt. Dieser Vorschlag sieht die höhere Anreicherung iranischen Urans im Ausland vor, damit das Land dieses in einem medizinischen Forschungsreaktor verwenden kann. Das ist bereits bei den letzten Genf-Gesprächen vor mehr als einem Jahr abgemacht worden, dann aber daran gescheitert, dass der Iran sein Uran nicht ins Ausland bringen wollte.

Erst kurz vor neuen Sanktionen gab Teheran im Mai diese Position auf und unterzeichnete überraschend dazu ein Abkommen mit Brasilien und der Türkei. Dieses sieht vor, dass der Iran sein niedrig angereichertes Uran in der Türkei zwischenlagert. Das Uran würde dann in Russland auf 20 Prozent angereichert, in Frankreich zu Brennstäben verarbeitet, um letztendlich in dem medizinischen Reaktor in Teheran verwendet zu werden.

Quelle: ntv.de, Miriam Bandar, dpa

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