Politik

Tebartz-Affäre verschreckt Katholiken Zahl der Kirchenaustritte steigt rapide

Die meisten Katholiken haben für die Affäre um den überteuerten Limburger Bischofssitz nur ein Kopfschütteln übrig. Viele nehmen sie aber auch zum Anlass, die Kirche zu verlassen.

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Tebartz-van Elst steht seit Wochen wegen steigender Kosten seines Bischofssitzes in der Kritik.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Luxus-Affäre um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst lässt viele Menschen in Deutschland Abstand von der katholischen Kirche nehmen. Mehr Menschen als üblich kehren ihr den Rücken und treten aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergab. Auch wenn die Affäre Tebartz nichts mit der evangelischen Kirche zu tun hat – auch sie muss zahlreiche Verluste hinnehmen.

Im eigentlich erzkatholischen Köln hat sich die Zahl der Kirchenaustritte nach Angaben des Amtsgerichts von September auf Oktober mehr als verdoppelt. 571 Katholiken verließen die Kirche. Der Sprecher des Amtsgerichts, Marcus Strunk, sagte: "Die Leute standen im Oktober morgens und abends Schlange." Die Zahl der Kölner, die ihre Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche aufgaben, stieg gar um knapp 80 Prozent auf 228.

Der "Tebartz-Effekt"

In Osnabrück und Bremen ging die Zahl im Oktober ebenfalls deutlich in die Höhe, im sehr katholisch geprägten Paderborn beendeten dreimal so viele Menschen ihre Zugehörigkeit zur Kirche. In München gab es 1250 Austritte im Oktober, im September waren es mit 602 nur etwa halb so viele. In Regensburg verdreifachte sich die Zahl nahezu auf 147.

Aus Rückmeldungen sei zu erfahren, dass die Affäre um Bischof Tebartz-van Elst der Anlass war, sagte der Sprecher des Bistums Trier, André Uzulis. In Trier traten im Oktober 97 Menschen aus beiden Kirchen aus. Im September waren es 38. Auch der Bad Homburger Amtsgerichtsdirektor Stephan Schmidt spricht von einem "Tebartz-Effekt".

Katholiken bezweifeln Glaubwürdigkeit

Tebartz-van Elst war in den vergangenen Wochen unter anderem wegen Verschwendung beim Bau seines neuen Amtssitzes in die Kritik geraten. Auf Geheiß des Papstes verbringt er eine Auszeit in einem Kloster, wird dann aber voraussichtlich weiter sein Amt ausüben. Einer Forsa-Umfrage zufolge erschüttert der Unmut über Tebartz-van Elst das Vertrauen in die katholische Kirche. 65 Prozent der deutschen Katholiken halten demnach ihre Kirche für wenig oder überhaupt nicht glaubwürdig.

Einer Statistik der Deutschen Bischofskonferenz zufolge verliert die katholische Kirche in Deutschland seit 1990 jährlich mehr als 100.000 Mitglieder durch Austritte. Auch die Evangelische Kirche büßte zuletzt deutlich mehr als 100.000 Mitglieder pro Jahr ein. Beide christlichen Kirchen haben derzeit jeweils um die 24 Millionen Mitglieder.

Quelle: ntv.de, jtw/dpa

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