Politik

Krieg gegen die Opposition in Syrien Zivilisten fliehen vor Panzern

Die syrische Armee rückt auf die Kleinstadt Dschisr al-Schogur vor.

Die syrische Armee rückt auf die Kleinstadt Dschisr al-Schogur vor.

(Foto: AP)

Der syrische Machthaber Assad geht geht weiter brutal gegen die Opposition im Land vor. Im Nordwesten des Landes betreiben die syrischen Soldaten eine Politik der verbrannten Erde. In einer Stadt vernichten Soldaten die Ernte, in einer anderen feuert die Armee aus Hubschraubern auf Demonstranten. Immer mehr Menschen flüchten in die Türkei.

Nahe der türkischen Ortschaft Guvecci warten Flüchtlinge auf der syrischen Seite der Grenze, um in die Türkei zu gehen.

Nahe der türkischen Ortschaft Guvecci warten Flüchtlinge auf der syrischen Seite der Grenze, um in die Türkei zu gehen.

(Foto: REUTERS)

Immer mehr Syrer retten sich vor der Gewalt in ihrem Heimatland in die benachbarte Türkei. Ein hochrangiger Vertreter der türkischen Regierung sagte, 4300 Syrer hätten mittlerweile die Grenze überquert. Die Türkei bereite sich auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vor. Tausende Menschen versammelten sich einem Helfer zufolge schon auf syrischer Seite der Grenze, um ebenfalls Schutz vor den Truppen von Präsident Baschar al-Assad zu suchen.

Inzwischen geht das syrische Militär Menschenrechtlern zufolge auch aus der Luft gegen die seit Monaten demonstrierenden Regierungsgegner vor. In der nordwestlichen Stadt Maarat al-Numaan feuerte die Armee demnach aus Kampfhubschraubern auf zehntausende Demonstranten.

"Grenzbereich ist praktisch Pufferzone"

Die Türkei hat im Grenzgebiet ein Flüchtlingslager in einer großen Halle sowie auf dem Gelände einer stillgelegten Tabakfabrik eingerichtet. Am Samstag wurde ein drittes Auffanglager mit Feldbetten ausgerüstet. Die Zeitung "Radikal" berichtete, sollte die Zahl der syrischen Flüchtlinge 10.000 überschreiten, werde die Türkei eine Pufferzone einrichten.

Flüchtlinge in einem Aufnahmelager im türkischen Yayladagi.

Flüchtlinge in einem Aufnahmelager im türkischen Yayladagi.

(Foto: REUTERS)

"Der Grenzbereich ist praktisch schon zu einer Pufferzone geworden", sagte Abu Fadi, ein Helfer auf syrischer Seite. "Hier sind 7000 bis 10.000 Menschen." Familien suchten nahe der Grenze unter Bäumen Schutz.

Viele Flüchtlinge kommen aus der kleinen nordwest-syrischen Grenzstadt Dschisr al-Schogur, wo die syrische Armee am Freitag eine Offensive startete. Oppositionelle meldeten auf ihren Webseiten, dass Militärhubschrauber über dem Ort kreisten und dass über einem Wohnviertel schwarze Rauchwolken aufgestiegen seien. Bei dem Volksaufstand in Syrien sind Menschenrechtsgruppen zufolge bereits 1100 syrische Zivilisten getötet worden. Der syrischen Opposition zufolge starben allein am Freitag 36 Demonstranten.

Assad geht nicht ans Telefon

Zudem ging Assad auf Konfrontationskurs mit der internationalen Gemeinschaft - er ließ sogar den UN-Generalsekretär Ban Ki Moon abblitzen, als dieser mit ihm telefonieren wollte. Nach Angaben einer UN-Sprecherin wurde Ban mitgeteilt, Assad sei "für ihn nicht verfügbar". Ban hatte Assad zum Halt der brutalen Militäreinsätze auffordern wollen, hieß es am Samstag von Seiten der Vereinten Nationen.

Der UN-Chef kritisierte den Einsatz militärischer Gewalt gegen Zivilisten in der Nacht zum Samstag erneut als "nicht akzeptierbar". Er sei tief besorgt über das Vorgehen, hieß es in einer UN-Erklärung an Damaskus, und erwarte wirkliche Reformen von dem al-Assads Regime.

Soldaten brennen Felder nieder

Dieses Bild soll Proteste in Damaskus nach den Freitagsgebeten zeigen.

Dieses Bild soll Proteste in Damaskus nach den Freitagsgebeten zeigen.

(Foto: REUTERS)

Flüchtlinge, die die Türkei erreicht hatten, berichteten von schrecklichen Erlebnissen. Ein Augenzeuge aus einer Siedlung auf einer Anhöhe über Dschisr al-Schogur schilderte in der BBC, wie am Vortag rund 40 Panzer das darunter gelegene Dorf angegriffen hatten. Dabei hätten sie mitten in die Häuser geschossen. Wie viele Tote es gegeben habe, konnte er nicht sagen. Jedoch vermochte er zu beobachten, wie die Soldaten Felder niederbrannten und Olivenbäume ausrissen, um den Überlebenden jede Lebensgrundlage zu nehmen.

Von unabhängiger Seite können diese Berichte nicht überprüft werden, weil das Assad-Regime keine unabhängigen Medien im Land zulässt. Nach Behauptung der Staatsmedien sollen in Dschisr al-Schogur Anfang der Woche 120 Soldaten und Polizisten von "Extremisten" aus den Reihen der örtlichen Bevölkerung getötet worden seien. Oppositionelle hatten dagegen berichtet, die Soldaten und Polizisten seien von Angehörigen der Sicherheitskräfte erschossen worden, weil sie den Befehl verweigert hätten, auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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