Politik

Der Mensch ist keine Maschine Zollitsch prangert Druck an

Robert Zollitsch

Robert Zollitsch

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat zu einer stärkeren Akzeptanz untereinander aufgerufen und den Leistungsdruck in der Gesellschaft angeprangert. "Das Zerbrechliche und Schwache, das am Rande Stehende und Unscheinbare ­es zählt nicht in unserer Gesellschaft, in der es um Leistung und Erfolg geht, in der sich die Stärkeren durchsetzen", sagte Zollitsch in seiner Weihnachtspredigt im Freiburger Münster laut einem vorab verbreiteten Redemanuskript.

Die Menschen seien kein Rädchen im Getriebe, bei dem man die Stellschrauben weiter anziehen könne, damit alles noch besser und reibungsloser funktioniere, betonte der Freiburger Erzbischof. "Das Geschenk der Würde, das uns von Gott gegeben ist, haben wir nicht nur für uns selbst bekommen. Wir haben es auch erhalten, um im anderen, in den Menschen, die uns begegnen, diese Würde zu entdecken und gemeinsam mit Gott zu sprechen: "Ich liebe dich, du Welt und du Mensch."

Respekt vor den Schwachen

In Anspielung auf den Profifußball sagte Zollitsch, es schienen die Harten und Abgeklärten zu sein, die die Welt und den Alltag bestimmten. Dabei müssten die Menschen dies früh einüben: "Wir leben in einer Gesellschaft, die schon für die Kinder und Jugendliche einen ungeheuren Druck aufbaut. Ohne auf die höhere Schule zu kommen, ohne gute Schulnoten, so bekommen es schon unsere Jüngsten mit, kann es keine gute Perspektive fürs Leben geben, wirst du ein Versager. Und diesen Druck, der allzu oft von außen an uns heran getragen wird, nehmen wir auf unserem Lebensweg weiter mit. Es ist der Druck, dass nur derjenige angesehen ist, der in seinem Beruf Überdurchschnittliches leistet und dessen Verdienst entsprechend hoch ist."

Der Druck führe dazu, dass man auch im höheren Alter noch jugendlich und sportlich aussehen müsse, um nicht "zum alten Eisen" zu gehören, sagte Zollitsch. "Immer mehr Menschen, junge und alte, nehmen Psychopharmaka, um diesem Druck Stand zu halten. Immer öfter werden bei Kindern schon Aufmerksamkeitsstörungen diagnostiziert und mit zahlreichen Medikamenten zu bekämpfen versucht."

Es sei notwendig, auch die Schwachen zu tragen und zu stützen. Wahrscheinlich hätte es gravierende Auswirkungen, wenn die Wertschätzung eines Menschen nur durch das bestimmt wäre, was er leisten könne. "Wir hätten dann keinen Platz mehr für alte und schwache Menschen, die nicht mehr produktiv werden können; wir hätten keinen Blick mehr für Kranke und Behinderte ­ sie blieben links liegen."

Quelle: ntv.de

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