80,5 Millionen Menschen in Deutschland Zuwanderer gleichen Bevölkerungsminus aus
27.08.2013, 19:22 Uhr
Die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen steigt wieder.
(Foto: dpa)
Deutschland wächst. Das Einwohnerplus ist ausschließlich Zuwanderern zu verdanken, die von der guten wirtschaftlichen Lage gelockt werden. Nach wie vor sterben deutlich mehr Menschen als geboren werden. Und die regionale Schere wird größer.
Rund 80,5 Millionen Menschen leben in Deutschland. Damit hat die Einwohnerzahl im Jahr 2012 um etwa 196.000 Menschen (plus 0,2 Prozent) zugenommen - ungefähr so viel wie eine Stadt der Größe zwischen Kassel und Mainz. Grund war ausschließlich die hohe Zuwanderung, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Denn in der Bundesrepublik sterben seit vielen Jahren deutlich mehr Menschen als geboren werden. Einen ähnlich hohen Bevölkerungszuwachs gab es zuletzt 1996. Im Jahr 2011 lag er nur bei ungefähr 92.000.
Die Bevölkerungszahlen entwickelten sich regional allerdings sehr unterschiedlich: Neun Bundesländer registrierten Zuwächse, im Osten setzte sich dagegen die Abwanderung fort. Am stärksten fiel der Zuwachs in Bayern aus (plus 76.000), gefolgt von Baden-Württemberg (57.000), Berlin (49.000) und Hessen (23.000).
Profiteure sind allerdings durchweg nur die blühenden Regionen und die Metropolen. Eine Entwicklung, die nach Einschätzung von Experten nicht aufzuhalten ist. "Der demografische Wandel ist durch Zuzüge überkompensiert worden", sagt Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.
Ballungszentren profitieren
In Rheinland-Pfalz blieb die Einwohnerzahl nahezu gleich (plus 200). In den neuen Bundesländern und im Saarland dagegen setzte sich der Rückgang fort: Besonders stark war der Rückgang in Sachsen-Anhalt (minus 17.000), Thüringen (minus 11.000) und Mecklenburg-Vorpommern (minus 7000).
"Berlin ist der eigentliche Gewinner", sagt Rembrandt Scholz vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Denn der Andrang in die Metropolen sei besonders stark. "Junge Leute gehen nicht in die Gegenden, wo sie eigentlich gebraucht werden, also in die neuen Bundesländer, ins Ruhrgebiet und ins Saarland, sondern dorthin, wo es für sie interessant ist, wo etwas los ist und sie Gleichgesinnte finden."
Genaue Zahlen zu den Zuwanderern, Geburten und Sterbefällen haben die Bevölkerungsstatistiker noch nicht. Andere Erhebungen des Bundesamtes hatten jedoch für 2012 schon einen Einwohnergewinn (Zuwanderung abzüglich Abwanderung) von rund 369.000 Menschen errechnet. Die Lücke zwischen Sterbefällen und Geburten betrug danach etwa 196.000. Daraus ergibt sich ein Bevölkerungsplus von rund 173 000. Dass das ungefähr 23.000 Menschen weniger sind als jetzt vom Bundesamt vorgelegt, ist vor allem mit Abgrenzungen unterschiedlicher Statistiken zu erklären.
Bevölkerungsforscher Scholz betont, die Herausforderungen der alternden Gesellschaft in Deutschland blieben trotz des starken Zuzugs junger Menschen aus dem Ausland bestehen. "Das Geburtendefizit ist nach wie vor groß und wird nicht abgebaut werden." Die Länder der Zuwanderer seien vom gleichen demografischen Wandel betroffen wie Deutschland. Und wenn sich ihre wirtschaftliche Lage verbessere, kämen die Zuwanderer nicht mehr.
Die Ergebnisse der letzten Volkszählung (Zensus 2011) sind in der neuen Erhebung berücksichtigt. Diese hatte ergeben, dass etwa 1,6 Millionen Menschen weniger in Deutschland lebten als angenommen.
Quelle: ntv.de, dpa