Politik

Über 20 Tote bei Anschlägen Zwölf Festnahmen in Neu Delhi

Einen Tag nach den verheerenden Bombenanschlägen in der indischen Hauptstadt Neu Delhi mit mindestens 21 Toten hat die Polizei zwölf Verdächtige festgenommen. 98 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt, als am Samstagabend in drei belebten Geschäftsvierteln im Stadtzentrum binnen einer halben Stunde fünf Sprengsätze explodierten. Medien berichteten sogar von bis zu 30 Toten und mehr als 100 Verletzten. Die mit Zeitzündern versehenen Bomben waren unter anderem in Mülleimern versteckt sowie an einem Fahrrad angebracht. Die Polizei konnte drei weitere Sprengsätze noch rechtzeitig entschärfen.

Zu dem Blutbad bekannte sich die muslimische Terrorgruppe Indische Mudschaheddin. Wie die Polizei mitteilte, wurden zwölf Verdächtige in Gewahrsam genommen und verhört. Anklage sei aber noch nicht erhoben worden. Indiens Innenminister Shivraj Patil kündigte die konsequente Verfolgung und Bestrafung der Täter an. Ein Polizeisprecher sagte, es gebe "entscheidende Hinweise". Daher hätten die Sicherheitskräfte die "Hoffnung, den Fall sehr bald zu lösen".

Bomben im Einkaufsviertel

Die erste Bombe detonierte gegen 18.15 Uhr Ortszeit (14.45 MESZ) auf einem Markt in West-Delhi. Unmittelbar danach erschütterten zwei Explosionen den zentralen Connaught-Platz, ein auch bei Touristen beliebtes modernes Einkaufs- und Geschäftsviertel. Berichte über ausländische Opfer gab es jedoch nicht. Zwei weitere Bomben detonierten in einer für ihre Boutiquen und Designer-Läden bekannten Einkaufstraße im Süden der Stadt. An allen drei Orten hatten sich tausende Menschen eingefunden, um einzukaufen oder zu flanieren.

Wie indischen Medien übereinstimmend berichteten, entschärften Experten der Polizei drei weitere Bomben, eine davon in der Hochsicherheitszone am India Gate, einem Nationaldenkmal unweit von Parlament und Präsidentenpalast.

"Nachricht des Todes"

Die Indischen Mudschaheddin erklärten unter der Betreffzeile "Nachricht des Todes" in einer an Medien versandten Bekenner-E-Mail: "Im Namen Allahs schlagen die Indischen Mudschaheddin ein weiteres Mal zurück." Der Anschlag sei eine Rache für die "Unterdrückung" der muslimischen Minderheit im mehrheitlichen hinduistischen Indien. Die Organisation hatte sich bereits im Mai und Juli zu Bombenserien in den Großstädten Jaipur und Ahmedabad bekannt, bei denen insgesamt mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen waren.

Nach Polizeiangaben soll die Nachricht von einem Computer in der Finanzmetropole Bombay verschickt worden sein. Das Innenministerium in Neu Delhi schloss eine Verwicklung "externer Mächte" nicht aus. Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass die Indischen Mudschaheddin eine Frontorganisation anderer verbotener islamischer Terrorgruppen mit Kontakten nach Pakistan ist.

Die Regierung des Nachbarlandes Pakistan verurteilte die Anschläge indes scharf. Präsident Asif Ali Zardari und Premierminister Yousaf Raza Gilani äußerten Entsetzen über "den Verlust wertvoller Menschenleben". Gilani teilte mit: "Die Elemente, die in solche abscheuliche Taten verwickelt sind, sind Feinde der Menschheit."

In Indien verüben muslimische Extremisten, aber auch andere Terrorgruppen, immer wieder Anschläge. Bei der bislang schwersten Bombenserie muslimischer Extremisten in Neu Delhi waren Ende Oktober 2005 rund 60 Menschen getötet und mehr als 250 verletzt worden. Im Juli 2006 starben in der Millionen-Metropole Bombay 187 Menschen bei der Explosion von sieben Bomben in voll besetzten Vorortzügen und auf Bahnhöfen. Mehr als 700 wurden verletzt.

Quelle: ntv.de

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