Politik

Blutige Zusammenstöße im Jemen Saleh lässt weiter schießen

Erneut gibt es Kämpfe in Sanaa.

Erneut gibt es Kämpfe in Sanaa.

(Foto: dpa)

In Sanaa ruhten die Waffen nur kurz - jetzt liefert sich Stammeskämpfer bereits wieder Gefechte mit Regierungstruppen. Auch in anderen jemenitischen Städten geht das Töten weiter, allein in Tais lassen Dutzende Menschen ihr Leben. UN und EU verurteilen die blutigen Auseinandersetzungen.

Der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh lässt die Armee auf jeden feuern, der ihm im Weg steht. Alleine in der Stadt Tais sollen seit Sonntag mehr als 50 Menschen erschossen worden sein. In der Hauptstadt Sanaa liefern sich Regierungstruppen weiter Gefechte mit den Kämpfern des Clans von Stammesführer Sadik al-Ahmar. Die Anhänger von Al-Ahmar eroberten nach Angaben von Reportern vor Ort das Innenministerium, die Polizeistation des Al-Hasaba-Viertels und ein Gebäude von Salehs Partei Allgemeiner Volkskongress. Zur Zahl der Opfer der jüngsten Gefechte in Sanaa lagen keine gesicherten Angaben vor.

Nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen kamen bei gewaltsamen Übergriffen in der Stadt Tais im Süden Jemens seit Sonntag mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Das sagte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay. Pillay sprach von "verwerflichen Gewaltakten und rücksichtslosen Angriffen auf unbewaffnete Zivilisten durch bewaffnete Sicherheitsbeamte". Da auch das Krankenhaus besetzt und ein Feldlazarett abgebrannt seien, gebe es kaum Möglichkeiten, in Notfällen medizinische Hilfe zu leisten.

Menschen in Tais fliehen vor den Schüssen der Armee Salehs.

Menschen in Tais fliehen vor den Schüssen der Armee Salehs.

(Foto: REUTERS)

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte: "Ich bin schockiert und verurteile in schärfster Form den Einsatz von Gewalt und scharfer Munition gegen friedliche Demonstranten in Tais." Ashton forderte Saleh auf, jetzt ohne Wenn und Aber den Vorschlag der arabischen Golfstaaten für einen friedlichen Machtwechsel zu unterzeichnen. Dieser Vorschlag würde Saleh Straffreiheit garantieren, falls er die Macht dem Vizepräsidenten übergeben sollte. Vor einigen Tagen hatte der Machthaber mit einer Finte in letzter Minute die Unterzeichnung der Vereinbarung verhindert, internationale Diplomaten reisten wieder ab.

Gefechte auch in Abijan

Gefechte wurden auch aus der südlichen Provinz Abijan gemeldet, wo die Regierungstruppen gegen Al-Kaida-Terroristen kämpfen. Die jemenitische Nachrichtenwebsite "Marebpress.net" sprach von zahlreichen Toten auf beiden Seiten. Auf der Straße zwischen Abjan und der Hafenstadt Aden sollen mehrere Soldaten in einen Hinterhalt der Terroristen geraten und getötet worden sein. Der Nachrichtensender Al-Arabija meldete, ein Selbstmordattentäter habe fünf Soldaten mit in den Tod gerissen.

Nach dem Vorbild der Revolution in Tunesien hatten sich vor vier Monaten auch im Jemen junge Aktivisten zu Protesten gegen Präsident Saleh zusammengefunden, der in Sanaa seit 1978 an der Macht ist. Später schlossen sich auch die Oppositionsparteien und mehrere Stammesführer der Forderung der Demonstranten nach einem Rücktritt Salehs an. Experten warnen vor einem drohenden Zerfall des Staates.

Quelle: ntv.de, dpa

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