Atomgespräche gehen weiter Iran bereit zu Kompromissen
09.04.2012, 11:26 Uhr
Auf diesem Satellitenbild sollen die überirdisch gelegenen Teile der Anlage Fordo zu sehen sein.
(Foto: AP)
Ende der Woche setzt sich die 5+1-Gruppe wieder mit dem Iran an einen Tisch, um über das Teheraner Atomprogramm zu verhandeln. Der Iran will bei der Frage der Anreicherung von Uran auf 20 Prozent auf den Westen zugehen. Die unterirdische Anlage Fordo dagegen wolle das Land nicht schließen, so die nationale Atomenergiebehörde.
Der Iran hat vor neuen Atomgesprächen Kompromissbereitschaft signalisiert. Der Direktor der iranischen Atomenergiebehörde, Ferejdun Abbasi, kündigte im Staatssender PressTV an, dass man nur noch für eine begrenzte Zeit Uran auf 20 Prozent anreichern werde. Dieses Uran solle gelagert und in den kommenden Jahren in einem Forschungsreaktor in Teheran genutzt werden. Der Iran will nach den Worten von Abbasi kein Uran über 20 Prozent anreichern und damit kein waffenfähiges Material herstellen.
Die dritte Runde der internationalen Atomgespräche soll am kommenden Samstag in Istanbul beginnen. Daran nehmen der Iran sowie die fünf Veto-Mächte des UN-Sicherheitsrates und Deutschland teil. Der Westen will nach Informationen der "New York Times" bereits zu Beginn der Gespräche fordern, dass der Iran die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent stoppt und alle Bestände sofort außer Landes schafft.
Auf 20 Prozent angereichertes Uran erhöht aus Sicht des Westens die Möglichkeit, binnen Monaten waffenfähiges Uran herzustellen. Für den Bau einer Atombombe müsste Uran auf deutlich mehr als 80 Prozent angereichert werden.
Schindet der Iran nur Zeit?
Im Vorfeld der Gespräche deutete sich auch ein Streit um die erst kürzlich vollendete iranische Atomanlage Fordo an. Während der Westen nach einem Bericht der "New York Times" die Schließung der Anlage verlangen will, sprach Abbassi von "unlogischen Forderungen".
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu, dessen Land sich durch das iranische Atomprogramm direkt bedroht fühlt, warf dem Iran vor, die Gespräche mit dem Westen nutzen zu wollen, um "Zeit zu gewinnen" und die Welt in die Irre zu führen. Sein Land werde die Atomgespräche genauestens verfolgen, kündigte Netanjahu an. Israel fühlt sich vom Iran in seiner Existenz bedroht und erwägt einen Angriff auf die Atomanlagen.
Gespräche bislang ergebnislos
Die Europäische Union setzt einige Erwartungen in die neuen Gespräche mit Teheran. Ein Sprecher der Außenbeauftragten Catherine Ashton sagte, die EU erhoffe sich "Ergebnisse, die ein Vorankommen erlauben".
Die vorangegangenen Gespräche der 5+1-Gruppe mit dem Iran waren im Januar 2011 in Istanbul ergebnislos abgebrochen worden. Der 5+1-Gruppe gehören die Vetomächte USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschland an. Der Westen verdächtigt die Führung in Teheran, dass sie unter dem Deckmantel der zivilen Atomforschung Kernwaffen entwickelt. Der Iran bestreitet das.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP