Revolutionsfeier ohne Castro 50 Jahre Batista-Sturz
23.12.2008, 09:38 UhrFidel Castro hatte 81 Mann um sich geschart, als er im November 1956 im mexikanischen Exil an Bord des Motorboots "Granma" ging, den Sturz des kubanischen Diktators Fulgencia Batista fest im Blick. Gut zwei Jahre führte er von den Bergen der Sierra Maestra aus einen Guerillakampf, ehe er am 1. Januar 1959 den Sieg verkünden konnte. Batista war aus dem Land geflohen. Ein halbes Jahrhundert später hat der greise Revolutionär die Macht an seinen jüngeren Bruder Ral abgegeben, der eine der letzten kommunistischen Bastionen der Welt in eine unsichere Zukunft führt.
Die jüngere kubanische Geschichte ist untrennbar mit der Biographie von Fidel Alejandro Castro Ruz verknüpft. Geboren am 13. August 1926 im ostkubanischen Birn war der hochgewachsene Sohn eines aus Spanien eingewanderten Landbesitzers ein ehrgeiziger, intelligenter Schüler und ein hervorragender Sportler. Er studierte Jura und engagierte sich schon bald gegen die Batista-Diktatur. 26 Jahre war Castro alt, als er als junger Anwalt gemeinsam mit seinem Bruder Ral im Juli 1953 den Sturm auf die Moncada-Kaserne anführte.
Der erste Versuch der Revolte scheiterte, Castro wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt und ging nach seiner Begnadigung im Jahr 1955 ins mexikanische Exil. Hier bereitete der charismatische "Comandante" zusammen mit dem argentinischen Arzt Ernesto "Che" Guevara den Guerillakrieg vor, der ihn schließlich an die Macht bringen sollte.
Verstaatlichung und harte Hand
Castro verwirklichte auf Kuba nach und nach seine politischen Vorstellungen: Wohnraum, Bildung und kostenlose Gesundheitsfürsorge für die gesamte Bevölkerung. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet. Die kubanische Wirtschaft ist heute nach Schätzungen von Experten zu 90 Prozent in der Hand des Staates.
Zugleich regierte der "maximo lder" die Karibikinsel mit harter Hand. Dissidenten wurden drangsaliert, aus dem Land getrieben, eingesperrt, hingerichtet. Viele von Castros Kampfgefährten und Verwandten verließen ihn im Laufe der Jahre. Seine Tochter Alina floh 1993 nach Miami, seine Schwester Juanita forderte seinen Rücktritt. Nach Angaben von Dissidenten sitzen derzeit 219 "politische Gefangene" in kubanischen Gefängnissen.
Zehn US-Präsidenten
Dank der Sowjetunion als Verbündetem im Rücken konnte Castro über Jahrzehnte den USA die Stirn bieten, zehn US-Präsidenten hat er überdauert. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 verlor Kuba allerdings seinen Hauptsponsor. Das Wirtschaftsembargo, das Washington nach der gescheiterten Schweinebucht-Invasion Anfang der 60er Jahre verhängt hatte, trifft das Land nun mit voller Wucht. Auch neue Bündnisse - wie mit dem venezolanischen Linkspopulisten Hugo Chvez - können die Hilfe des einstigen osteuropäischen Bruderstaates kaum ersetzen.
In den vergangenen Jahren verschlechterte sich Castros Gesundheitszustand zunehmend. Im Sommer 2006 musste er sich einer komplizierten Darmoperation unterziehen, von der er sich bis heute nicht erholt hat. Sein Bruder Ral führte die Regierungsgeschäfte fort, im Februar 2008 wurde der historische Machtwechsel auch offiziell vollzogen: Die Nationalversammlung in Havanna wählte den 77-Jährigen zum neuen Staatschef.
Ral Castro kündigte nach seiner Wahl Reformen an, die das Land aus der Mangelwirtschaft führen sollen. Als ersten vorsichtigen Schritt schaffte er im Frühjahr Verkaufsverbote für Computer, Fernseher und andere Elektrogeräte ab. Auch Mobiltelefone sind für normale Kubaner jetzt zugänglich - wenn sie sie sich leisten können.
Im Hintergrund wacht Fidel allerdings weiter über sein Erbe. In einer Zeitungskolumne versicherte er, dass Kuba sich niemals in ein kapitalistisches Land verwandeln werde. Öffentlich aufgetreten ist der "mximo lder" seit 2006 nicht mehr. Auch bei den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der siegreichen Revolution wird er nicht erwartet.
Quelle: ntv.de, Sylvie Briand, AFP