Dossier

Erste Landrätin in Baden-Württemberg Allein unter Männern

In ihrem neuen Amt wird sie allein unter Männern sein. Die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Dorothea Störr-Ritter schickt sich an diesem Montag an, Baden-Württembergs erste Landrätin zu werden. Die Wahl der 52 Jahre alten Juristin gilt als sicher. Frauen an der Macht sind nicht nur im Südwesten eine Seltenheit. Auch in anderen Bundesländern ist der Frauenanteil in der Kommunalpolitik gering - daran hat auch die umtriebige Fürther Landrätin Gabriele Pauli nichts geändert.

Störr-Ritter, die von 1998 bis 2002 sowie 2005 für die CDU im Bundestag saß, ist das Gegenstück von Pauli. Die Mutter zweier Töchter hat hinter den Kulissen um die Macht im ländlich geprägten und CDU-dominierten Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald bei Freiburg gekämpft. In der Öffentlichkeit hielt sie sich auffallend zurück.

Bei der Wahl ist sie die einzige Kandidatin. Nicht nur ihre eigene Partei steht geschlossen hinter ihr. Auch SPD und Freie Wähler (FWV) haben angekündigt, sie zu wählen. Grüne und FDP haben zwar nicht eindeutig Position bezogen, sie haben aber ihre Sympathie für Störr- Ritter bekundet.

Durchbruch der Frauen?

Auch wenn Frauenrechtler von einem Durchbruch sprechen, die Kandidatin selbst bleibt zurückhaltend. "Darauf, dass der ersten Landrätin in Baden-Württemberg eine besondere historische Bedeutung zukommt, hat mich erst das Medieninteresse gebracht", sagt Störr- Ritter. Sie selbst messe der Tatsache keine große Bedeutung zu. "Aber wenn es denn so sein soll, würde ich es schon als Ehre empfinden, wenn es ausgerechnet über meine Person zu diesem Durchbruch käme." Bei ihrem parteiinternen Kampf um die Kandidatur habe die Tatsache, dass sie eine Frau sei, keine Rolle gespielt.

Bundesweit werden lediglich 21 der 313 deutschen Landkreise von einer Frau regiert, das entspricht nicht einmal sieben Prozent. Wie bisher noch in Baden-Württemberg gibt es auch in Brandenburg, Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein keine Landrätinnen. Die meisten zählt Mecklenburg-Vorpommern mit vier. Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und das Saarland haben jeweils drei.

"Schönes Signal"

Das Bild wird sich in den kommenden Jahren nicht wesentlich verändern, sagt der Tübinger Politikwissenschaftler Hans-Georg Wehling. "Wenn in Parteien und Gremien um Posten gekungelt wird, haben Frauen meist keine Chance." In Baden-Württemberg werden die Chefs der Landkreise im Gegensatz zu anderen Ländern nicht direkt vom Volk gewählt, sondern vom Kreistag. Dort werde hinter verschlossenen Türen um Posten gekämpft. "Frauen werden dabei ausgegrenzt und diskriminiert", sagt Wehling.

Sinnvoll sei es daher, Landräte vom Volk wählen zu lassen. "Muss sich ein Politiker dem Votum der Bürger stellen, steigen die Chancen von Frauen." Dies zeige der Trend, dass immer mehr Frauen Bürgermeisterwahlen gewinnen.

In der männlich dominierten CDU Baden-Württembergs spielt die Kür der ersten Landrätin keine Rolle. Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) spricht zwar von einem "schönen Signal". Grundsätzliche Bedeutung habe die Wahl aber nicht.

Von Jürgen Ruf, dpa

Quelle: ntv.de

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