Lobbyarbeit für Jugendliche Deutsche Studenten bei UN
28.03.2008, 10:41 UhrAstrid Schrader und Nicolas Klein widerlegen alle Vorurteile über angeblich politisch uninteressierte junge Menschen. Die Passauer Studentin und ihr Kollege aus Göttingen begeistern sich für internationale Politik und in diesem Jahr sind die beiden 22-Jährigen die deutschen Jugenddelegierten bei den Vereinten Nationen.
In den kommenden Monaten reisen sie durch Deutschland und diskutieren mit Jugendlichen über die Nöte junger Männer und Frauen. Im Herbst werden sie dann bei der UN- Vollversammlung in New York die Mächtigen der Welt treffen.
"Lobbyarbeit für die Jungend"
"Wir machen dort Lobbyarbeit für die Jugend", erklärt Klein. "Ich glaube, dass man da schon einiges bewegen kann." Seiner Mitstreiterin ist es wichtig, dass die beiden dabei nicht nur rein deutsche Interessenvertreter sind. "Die Themen, die die jungen Menschen bewegen, sind in allen Ländern dieselben", sagt Schrader. "Es geht um Umwelt, Globalisierung, Bildung, Gesundheit und Beschäftigung."
Die zwei Junior-Politiker sind schon in der Welt herumgekommen. Schrader stammt aus dem nordrhein-westfälischen Minden, hat ihr Abitur aber in Oakham in England abgelegt. Später war sie für ein Auslandssemester im franko-kanadischen Quebec, jetzt studiert sie Kulturwissenschaften in Niederbayern. Klein war während eines Schüleraustauschs in den USA und hat dann als Zivildienstleistender ein soziales Jahr in Thailand abgeleistet. Der gebürtige Göttinger studiert nun in seiner Heimatstadt Jura. "Mein Schwerpunkt ist Völkerrecht und internationales Recht, da passt die Arbeit als UN- Jugenddelegierter ganz gut", sagt er.
Deutschlandtour als Jugenddelegierter
Heidelberg, Oldenburg, Bremen - fast jede Wochen haben Schrader und Klein derzeit Termine irgendwo in Deutschland. Bei Gesprächsrunden und Workshops mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen geht es dabei beispielsweise um Kindersoldaten in Afrika oder um Chancen und Gefahren durch neue Medien wie Internet und Computerspiele. Die UN-Jugenddelegierten versuchen, durch die Teilnahme an solchen Veranstaltungen sich ein umfassendes Bild zu machen, wo ihren Altersgenossen der Schuh drückt.
Seit 1981 können die UN-Mitgliedsstaaten Jugendvertreter in ihre Delegationen für die alljährlichen Generalversammlungen aufnehmen, etwa 30 Länder tun dies bislang. Die Bundesrepublik schickt seit 2005 jeweils zwei Jugenddelegierte zum UN-Hauptsitz nach New York. Dahinter steckt die Idee, dass die Politiker bei ihren Entscheidungen die Interessen der Jugendlichen aufgrund des engen Kontakts zu Betroffenen besser berücksichtigen. Die Jugenddelegierten nehmen deshalb an Ausschuss-Sitzungen der Weltorganisation, etlichen Treffen im UN-Umfeld sowie Empfängen teil.
Mehrstufiges Auswahlverfahren
Die Vertreter werden von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen und dem Deutschen Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit in Kooperation mit der Bundesregierung ausgewählt. Junge Erwachsene im Alter bis zu 25 Jahre können sich bewerben, müssen aber gut Englisch oder besser noch mehrere Fremdsprachen beherrschen und ein mehrstufiges Auswahlverfahren überstehen. "Ich habe eine zwölfseitige schriftliche Bewerbung geschickt", berichtet Schrader. Danach habe es ein etwa 45-minütiges Telefoninterview gegeben. Schließlich sei sie für mehrere Tage nach Berlin eingeladen worden. "Dort gab es einen mündlichen Test, wir mussten Workshops leiten, es wurde die Teamfähigkeit getestet", erzählt die engagierte 22-Jährige.
Die zwei Jugenddelegierten freuen sich schon darauf, wenn sie in einem halben Jahr als Höhepunkt ihrer Tätigkeit in die USA reisen und dort als Interessensvertreter arbeiten. Es gibt dann allerdings einen Unterschied zu anderen Lobbyisten, die beispielsweise von reichen Industrieverbänden geschickt werden. "Wir schlafen in Turnhallen oder Jugendherbergen, teure Hotels sind nicht drin", berichtet Klein.
Von Ulf Vogler, dpa
Quelle: ntv.de