Dossier

Kofferbomben Ein Jahr danach

Heute vor einem Jahr entging Deutschland nur knapp einer Katastrophe: Die Terroranschläge mit Kofferbomben auf zwei Regionalzüge nach Hamm und Koblenz scheiterten, weil die mutmaßlichen Attentäter handwerkliche Fehler gemacht hatten. Experten gehen davon aus, dass sonst hunderte Menschen getötet worden wären.

Die Strafverfolgung

Bis heute ist noch nicht über die Eröffnung eines Strafprozesses entschieden worden. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht lasse derzeit vorsorglich die Schuldfähigkeit des 22-jährigen Angeschuldigten prüfen, sagte ein Gerichtssprecher am Dienstag. Das in Auftrag gegebene Gutachten liege noch nicht vor. Zudem sei dem Angeschuldigten die Anklageschrift noch nicht in der übersetzten Fassung zugegangen. Erst dann laufe die Frist, in der er dazu Stellung nehmen könne.

Die Bundesanwaltschaft hatte im Juni Anklage gegen den Hauptverdächtigen der Anschlagversuche erhoben und geht von einem islamistischen Hintergrund aus. Wegen versuchten vielfachen Mordes und versuchten Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion muss sich der Libanese Youssef al-Haijib voraussichtlich vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Der anfangs erhobene Terrorvorwurf wurde in der Anklage allerdings fallen gelassen.

Nach den Ermittlungen hat der 22-Jährige zusammen mit dem im Libanon angeklagten Jihad Hamad am 31. Juli 2006 am Hauptbahnhof in Köln zwei Koffer mit selbst gebauten Sprengsätzen in Zügen nach Hamm und Koblenz deponiert - Propangasflaschen, die mit Zeitzündern gesprengt werden sollten. Wegen eines handwerklichen Fehlers kam es nicht zur Explosion. Motiv für den Anschlagplan war aus Sicht der Ermittler die heftig umstrittene Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed.

Zum Schutz vor Anschlägen

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte nach den Anschlägen vor weiteren möglichen Angriffen gewarnt und für eine Verschärfung des Ausländerrechts mit Hilfe der Anti-Terror-Datei plädiert.

Die Anti-Terror-Datei wurde nach dem 11. September 2001 aufgebaut, um die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Geheimdiensten zu erleichtern. Im April 2007 wurde sie freigeschaltet. Die Dezentral erfasst die Datei neben so genannten "Grunddaten", die zur Identifizierung einer Person erforderlich sind, auch "erweiterte Grunddaten" wie Waffenbesitz, Internetdaten, Bankverbindungen, Schul- und Berufsausbildung, Arbeitsplatz, Familienstand, Religionszugehörigkeit und Reisebewegungen. Die von der Verfassung vorgeschriebene Trennung von Polizei und Geheimdiensten bleibt laut Bundesregierung trotz der Zusammenarbeit gewahrt.

Quelle: ntv.de

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