Obamas Mann für heikle Fälle Feinberg streitet für Ölpest-Opfer
17.06.2010, 10:42 Uhr
Kenneth Feinberg
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Kenneth Feinberg stritt schon für die Entschädigung der Hinterbliebenen der Opfer des 11. September. Jetzt sorgt er für Fairness und Transparenz in der Ölpest-Katastrophe.
Was seine Popularität in Managerkreisen angeht, macht sich Kenneth Feinberg keine Illusionen mehr. "Ich fürchte, ich werde bald auf den Pluto umsiedeln müssen, und selbst der wäre noch zu nah an der Erde", scherzte er einmal. Der Washingtoner Staranwalt soll nun auf Wunsch von US-Präsident Barack Obama zum unabhängigen Verwalter jenes neu einzurichtenden Entschädigungsfonds werden, für den die US-Regierung dem BP-Konzern in harten Verhandlungen 20 Milliarden Dollar abgerungen hat.
Der Demokrat Feinberg, der in Washington breite politische Kontakte pflegt, ist immer als Mittelsmann zur Stelle, wenn es in den USA im Schnittstellenbereich von Regierung, Justiz und Wirtschaft heikle Streitfragen zu lösen gilt. "Ken hat eine lange Erfahrung mit solchen Angelegenheiten", sagte Obama. "Er wird sicherstellen, dass die Forderungen so schnell, fair und transparent wie möglich bearbeitet werden."
Schrecken der Wall Street
Für Obamas Regierung ist es bereits Feinbergs zweiter Kriseneinsatz. Bislang war er ihr Sonderbeauftragter für Manager-Bezahlungen, an denen sich im vergangenen Jahr der Volkszorn angesichts der Finanzkrise entzündet hatte. Als solcher kürzte Feinberg vielen Managern von Unternehmen, die mit Staatshilfe in der Finanzkrise gerettet wurden, die Einkünfte um die Hälfte. Mit seiner Rolle als Schrecken der Wall Street kokettiert Feinberg gerne. Sich bei den Bossen unbeliebt zu machen, sah er als Teil seines Jobs.
Zu Feinbergs früheren Aufgaben zählte die Entschädigung von Asbest-Opfern, von Opfern des Entlaubungsmittels Agent Orange oder von tausenden Frauen, die durch das Verhütungsmittel Dalkon Shield krank wurden. USA-weit bekannt wurde Feinberg vor allem, als er nach den Anschlägen vom 11. September 2001 seine bislang schwierigste Aufgabe übernahm: Er wurde an die Spitze des staatlichen Entschädigungsfonds berufen, über den die US-Regierung Geld an die Hinterbliebenen der Terroropfer auszahlte.
Unabhängiger, kompetenter Schiedsrichter
In jedem Einzelfall musste er entscheiden, welcher materielle Verlust den Hinterbliebenen durch den Tod des Angehörigen entstand - in anderen Worten: Feinberg musste den Wert eines Menschenlebens in Dollar und Cent bemessen. Mit mehr als 1000 Hinterbliebenen sprach er persönlich. "Es war eine brutale Angelegenheit", sagte er später dem Sender ABC.
In seinen bisherigen Vermittlungseinsätzen erwarb sich Feinberg den Ruf eines unabhängigen, kompetenten Schiedsrichters, der ihn nun auch für die neue Aufgabe an der Golfküste qualifiziert haben dürfte. Dem Weißen Haus war es wichtig, die Frage der Entschädigung von Leidtragenden der Ölpest aus der Verantwortung von BP an eine unabhängige Stelle zu übertragen. Fischer, Hoteliers, Gastronomen warten angesichts der Einnahmeausfälle dringend auf Entschädigungen. Der diskreditierte BP-Konzern soll zahlen, nicht aber selbst über die Zuteilung der Gelder entscheiden, so wollte es Obama.
Quelle: ntv.de, Peter Wütherich, AFP