Interview mit Antonia Rados "Hier herrscht große Ratlosigkeit"
18.03.2011, 10:56 Uhr
Gaddafi-Anhänger nach der UN-Entscheidung in Tripolis.
(Foto: dpa)
Der UN-Sicherheitsrat hat die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen gebilligt und damit ein militärisches Eingreifen in dem Land sanktioniert. Aus der libyschen Hauptstadt Tripolis berichtet Antonia Rados für n-tv und RTL. Sie ist trotz der großen Einigkeit der Weltgemeinschaft nicht sicher, ob Libyen bereit sein wird, dem internationalen Druck nachzugeben.
n-tv: Hat Gaddafi jetzt das Signal aus New York verstanden, was meinen Sie?
Antonia Rados: Im Moment haben wir noch keine Reaktion von i, also dem stärksten Mann von Libyen. Kurz nach der Verkündung dieser Abstimmung in News York hat der Vize-Außenminister hier schnell eine Pressekonferenz abgehalten und auch gesagt, dass es möglicherweise einen Waffenstillstand geben würde, also versöhnende Worte von Tripolis aus. Auf der anderen Seite gab es auch eine Demonstration von Gaddafi-Anhängern, die wiederum immer wieder geschrien haben: nieder mit den Vereinten Nationen, nieder mit Großbritannien und auch mit der ganzen westlichen Welt.
Wie ist die Stimmung in Tripolis?
Es ist eine sehr ratlose Stimmung hier. In den Stunden vor der Abstimmung haben die Offiziellen auch unsere Reporter immer wieder gefragt: 'Glauben Sie denn, es wird ein Flugverbot geben?' Jeder hat gespürt, dass es eine dramatische Veränderung und Verschärfung dieser Krise geben wird und dass nun auch libysche Militäreinrichtungen möglicherweise auch in Tripolis bombardiert werden könnten.
Wären denn Luftschläge eine geeignete Maßnahme, um Libyen auf Dauer zu befrieden?
Das ist natürlich die große Frage. Militärexperten sagen, dass das keineswegs reichen wird, die Militäroffensive von Oberst Gaddafi zu stoppen. Der Oberst selbst hat ja gestern auch sehr widersprüchliche Meldungen von sich gegeben. Er hat in Interviews mit westlichen Medien immer wieder gesagt, dass er die Zivilisten schonen wird, auch in einem Interview mit uns. Und auf der anderen Seite wurde im libyschen Radio und im Fernsehen gestern Abend nochmals betont, Gaddafi wird in dieser Nacht Bengasi, also die zweitgrößte Stadt des Landes, Hochburg der Opposition, angreifen. Sehr widersprüchliche Meldungen, ob nun Libyen dieses Flugverbot ernst nehmen wird.
Glauben Sie, dass das Ziel, Gaddafi zu stoppen, erreicht werden kann?
Es scheint vor allem eine Einschüchterungsmaßnahme des Westens zu sein und man wird in den nächsten Stunden und Tagen sehen, ob damit zumindest die Militäroffensive von Gaddafi gegen Bengasi, diese riesige Stadt, Hochburg der Rebellen, gestoppt werden kann und damit auch Blutvergießen verhindert werden kann.
Quelle: ntv.de, n-tv