Chinesen entdecken Afrika Hu auf Polit-Safari
07.02.2007, 12:46 UhrAfrikas neue Partner kommen aus dem Osten - das ist die Botschaft, die der chinesische Präsident Hu Jintao bei seinem zweiten Besuch innerhalb eines Jahres auf dem Kontinent im Koffer hatte. Trotz weiterer Investitionszusagen, Darlehen und Hilfe-Versprechen ging es zwischen Sudan und Sambia, Namibia, Kamerun und Liberia vor allem um eins: Das Festklopfen der neuen Beziehungen. Vor dem Hintergrund zunehmender Nervosität unter Afrikas Politikern bei der Frage nach den Motiven der neuen Partner versuchte Hu Ängste vor einer wachsenden Abhängigkeit zu zerstreuen.
"(Südafrikas) Präsident Thabo Mbeki äußerte sich beeindruckt von Chinas Bemühen, eine neokoloniale Beziehung zu vermeiden, bei der Afrika Rohstoffe exportiert und Fertiggüter importiert", schrieb die Wirtschaftszeitung "Business Day". Bei seinem ersten Staatsbesuch in dem Kap-Staat - Pekings wichtigstem Handelspartner in Afrika - hämmerte Hu seinen Gastgebern ein, dass sein Land auf dem Kontinent eine strategische Partnerschaft, aber keine Dominanz suche.
"China hat nie anderen Staaten seinen Willen oder ungleiche Praktiken aufgedrängt und wird es auch in Zukunft nicht tun", betonte er am Mittwoch vor Studenten der Universität Pretoria. Vorwürfe, China betreibe einen neuen Kolonialismus, seien empörend. Sein Land selbst habe leidvolle Erfahrungen mit dem Kolonialismus gemacht - es werde ihn nun nicht selbst anwenden. China wolle Afrika und seinen Menschen helfen, nicht schaden.
Nur wenige Stunden zuvor hatte er seine Landsleute in Südafrikas Nachbarstaat Namibia allerdings noch zur Einhaltung von sozialen Mindeststandards ermahnen müssen. Er reagierte damit auf erste Proteste auf dem Kontinent, etwa in Sambia, wo afrikanische Mitarbeiter von Kupfergruben in chinesischem Besitz wegen mangelhafter Entlohnung und schlechter Arbeitsbedingungen protestiert hatten. Auch in südafrikanischen Gewerkschaftskreisen macht sich Unmut breit - vor allem wegen der schädlichen Auswirkung billiger Textilimporte auf die heimische Industrie.
China, das den bisherigen Export-Weltmeister Deutschland voraussichtlich im kommenden Jahr vom Spitzenplatz verdrängen dürfte, ist in kürzester Zeit zum drittgrößten Handelspartner des Kontinents aufgestiegen. Öl und Gas aus Angola oder dem Sudan, Kupfer aus Sambia, Eisenerz aus Liberia, Kohle aus Südafrika: Die Volksrepublik erschließt in Afrika neue Absatzmärkte und stillt ihren Rohstoffhunger -aber es geht auch um die Suche nach politischem Einfluss. In Südafrika etwa, das gerade einen Sitz im Weltsicherheitsrat übernommen hat.
Das mangelnde Weltinteresse an Afrika seit dem Ende des Kalten Krieges hat es China relativ einfach gemacht, den Kontinent ökonomisch zu durchdringen. Chinesische Investoren fragen nicht viel nach Menschenrechten und mischen sich auch in die Innenpolitik der afrikanischen Länder nicht ein - was ihnen nicht nur bei Hilfsorganisationen Kritik einbringt. Auf der anderen Seite werden sie als Wegbereiter mit offenen Armen empfangen, die Eisenbahnen, Raffinerien, Krankenhäuser und andere Infrastrukturprojekte in Rekordzeit und zu günstigsten Konditionen aus dem Boden stampfen.
Der Kontinent, der durch den Rohstoff-Boom der vergangenen Jahre im Schnitt auf ein fünfprozentiges Wirtschaftswachstum verweisen kann, hatte 2006 seinen Handel mit China auf geschätzte 52 Milliarden Dollar ausgeweitet. Vor allem im Öl- und Gasbereich profiliert sich Afrika als neuer, zunehmend umworbener Wettbewerber. Die Ölförderung stieg von 6,8 Millionen Barrel im Jahr 1979 auf 9,8 Millionen im Jahr 2005. In Angola konkurrieren die Chinesen mit den Amerikanern, die den 15-prozentigen Afrika-Anteil ihres importierten Rohöls bis 2025 auf 25 Prozent steigern wollen.
Von Ralf E. Krüger, dpa
Quelle: ntv.de