Obamas "Mr. Klimaschutz" Kampf auf Leben und Tod
16.12.2008, 13:56 UhrSein freundlich-professorales Äußeres täuscht - wenn es um den Klimawandel geht, ist Steven Chu ein beherzter Kämpfer. Für den Physik-Nobelpreisträger ist die Bekämpfung der Erderwärmung ein Kampf auf Leben und Tod, seine Warnungen vor dem Klimakollaps könnten eindringlicher kaum sein. Die Erde sei bedroht von einem "unvorhersehbaren, unumkehrbaren Desaster", mahnt Chu, den der neue US-Präsident Barack Obama zum Energieminister berufen hat. Mit der Beförderung des 60-Jährigen zum "Mr. Klimaschutz" stellt Obama die Weichen für eine drastische Korrektur in der Umweltpolitik.
Chu ist ein Freund klarer Worte und scheut drastische Warnungen nicht, um auf die Gefahren durch die Erderwärmung aufmerksam zu machen. So rief er Metropolen wie New York, London, Tokio oder Buenos Aires auf, über die Errichtung riesiger Schutzwälle nachzudenken - nur so könnten sie vor den Folgen des steigenden Meeresspiegels geschützt werden. Er warnte, die Welt müsse sich wegen der klimatischen Veränderungen auf Katastrophen "in einer Größenordnung einstellen, die anders ist als alles, was wir bislang erlebt haben". Und die Prognosen des Weltklimarats zur drohenden Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts sind aus Chus Sicht noch zu vorsichtig. Er selbst fürchtet nämlich einen deutlich höheren Anstieg von plus 6,1 Grad Celsius oder mehr.
Jetzt die Wahl
Regierungen weltweit wirft Chu vor, sie verhielten sich wie Hausbesitzer, die aus Geiz notwendige Reparaturen scheuten: Statt in die Reparatur fehlerhafter Elektroleitungen zu investieren und Brände so von vornherein zu verhüten, kauften sie lieber Feuerlöscher, kritisierte Chu: "Wir haben jetzt die Wahl: Wir können weiterleben wie bisher (...) oder uns um die Gefahren kümmern, die uns in unserem Haus drohen, und die nötigen Reparaturen erledigen, damit wir das Haus für uns und unsere Nachfahren sicher machen."
Chu machte sich schon früh für die Erforschung der Erneuerbaren stark, um die Erderwärmung zu bremsen. Auch als Chef des Lawrence-Berkeley-Nationallabors in Kalifornien, das er seit 2004 leitet, setzt Chu sich dafür ein, die Entwicklung der Solarenergie und der Biokraftstoffe voranzutreiben. Das Labor beschreibt Chu auf seiner Internet-Seite als einen Forscher, der das Institut "zum weltweiten Spitzenreiter" bei der Erforschung erneuerbarer Energien machen wolle.
Der am 28. Februar 1948 in St. Louis, Missouri, geborene Chu ist Sohn chinesischer Einwanderer - seine Mutter ist Wirtschaftswissenschaftlerin, der Vater ein Chemiker. 1976 wurde Chu von der renommierten Berkeley-Universität der Doktortitel in Physik verliehen, es folgte die Professor für Physik in Stanford. Mit dem Nobelpreis wurde Chu 1997 für seine Arbeiten zur Laserkühlung von Atomen geehrt. Zhu Diwen, wie Chus chinesischer Name lautet, ist zwar Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der taiwanischen Academia Sinica. Selbst Chinesisch sprechen kann Chu aber nicht, seine Eltern haben es ihm nicht beigebracht. Das Tennisspielen lernte er, wie kolportiert wird, indem er ein Buch zum Thema las.
Quelle: ntv.de, Patrick Baert, AFP