Jeden Samstag losknutschen Küsse gegen das Gesetz
09.01.2008, 11:47 UhrSüdafrikas Teenager proben den Aufstand. Denn seit Ende vergangenen Jahres hat man ihnen das Schmusen und Küssen verboten. Auch wenn beide es wollen - solange sie noch keine 16 Jahre alt sind, gilt ein neues Kussverbot. In dem Kap-Staat, der zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 die vorübergehende Legalisierung der Prostitution für die WM-Besucher erwägt, drohen strenge Auflagen. Deswegen haben die Betroffenen aus Protest den Januar inoffiziell zum "Nationalen Kuss-Monat" erklärt. Überall im Lande soll samstags auf Massenveranstaltungen drauflosgeknutscht werden.
Den Auftakt des landesweiten Massenküssens gab es in Johannesburg. Bei gedämpftem Licht fielen sich mehrere Dutzend minderjähriger Paare auf einer Eisbahn im Stadtteil Northgate in die Arme. Der Start war bescheiden, doch der Protest soll das gesamte Land erfassen. Organisiert wird die Aktion seit drei Wochen im Internet.
Facebook macht mobil
Frances Murray heißt die 14 Jahre alte Schöpferin der facebook-Gruppe "Everyone against the new kissing law" (Jeder gegen das neue Kuss-Gesetz), die nach Angaben der Zeitung "The Citizen" bereits 15.000 Mitglieder zählt. Mit Blick auf das umstrittene Gesetz sagt Murray: "Lasst uns zusammen dieses Gesetz stoppen! Es nimmt uns die Freiheit der Wahl und ist gegen unsere Menschenrechte. Ich bin nicht für frühzeitigen Sex, aber was ist falsch an Leidenschaft?"
Während die Nation mit dem dramatischen Kongress der Regierungspartei Afrikanischer National-Kongress (ANC) beschäftigt war, ist der "Sexual Offences Act" mehr oder weniger unbemerkt in Kraft getreten. Er richtet sich gegen den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen und soll auch die verbreiteten Teenager-Schwangerschaften vermeiden helfen. Einige der Bestimmungen - wie etwa die Ergänzung der strafrechtlichen Definition der Vergewaltigung um die Gewalt gegen Männer - wurden allgemein begrüßt. In Südafrika werden jedes Jahr mehr als 50.000 Vergewaltigungen angezeigt - die Dunkelziffer ist vermutlich doppelt so hoch.
Mehrere Organisationen kritisierten die harte Haltung gegen Teenagerflirts als lächerlich - vom Küssen werde man schließlich nicht schwanger. Der Kuss-Protest auf der Eisbahn in Johannesburg war von den Medien mit großem Interesse verfolgt worden. Die Behörden verzichteten auf eine Strafandrohung, was die jungen Schmuse-Protestler als ersten Erfolg ihrer Aktion werteten.
Von Ralf E. Krüger, dpa
Quelle: ntv.de