Zehn Erfolge Merkel setzt sich langsam durch
09.04.2010, 18:43 UhrStufe für Stufe baute die CDU-Chefin ihre Macht aus. Mal durch Wahlen, mal durch Etnscheidungen gewann sie an Ansehen und Einfluss. Schließlich wurde sie zur "mächtigsten Frau der Welt".
CDU-Vorsitz
Nach dem Rücktritt von Wolfgang Schäuble als CDU-Vorsitzender im Februar 2000 war die Partei zunächst ohne Führung. Die Debatte um die Spendenaffäre schwebte über den Häuptern der Christdemokraten. Angela Merkel war erst kurze Zeit als Generalsekretärin im Amt und hatte mit den schmutzigen Geschäften nichts zu tun. Dieser Status verschaffte ihr die Favoritenrolle für den Parteivorsitz. Zwei Monate vergingen, in denen Merkels Anhängerschaft in der Partei beständig wuchs. Am 10. April 2000 wurde sie dann auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen mit einer deutlichen Mehrheit zur neuen Parteivorsitzenden gewählt.
Fraktionsvorsitz der Union
Ende 2002 wollte Merkel der rot-grünen Koalition, die im September des Jahres bestätigt worden war, von Angesicht zu Angesicht Paroli bieten. Die CDU-Chefin beanspruchte den Fraktionsvorsitz, um die Opposition gegen Gerhard Schröder anzuführen. Friedrich Merz wollte sich aber nicht von seinem Amt verdrängen lassen. Mit der Unterstützung Edmund Stoibers konnte Merkel den Sauerländer schließlich doch noch ablösen.
Horst Köhler wird Bundespräsident
2004 ging die fünfjährige Amtszeit von Johannes Rau als Bundespräsident zu Ende. Die Diskussion um seinen Nachfolger war langwierig. Wolfgang Schäuble wurde in der Union von vielen favorisiert. Auch Helmut Kohl bezeichnete seinen einstigen Kronprinzen als seinen Wunschkandidaten. Angela Merkel verfolgte jedoch ein anderes Ziel. Sie zauberte den Direktor des Internationalen Währungsfonds, Horst Köhler, aus dem Hut. Sie erreichte es, dass der reformfreudige Ökonom von CDU/CSU und FDP als gemeinsamer Kandidat nominiert und im Mai 2004 zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Der Amtsantritt Köhlers galt als Stärkung von Merkels Einfluss und Machtposition.
Merkel wird Bundeskanzlerin
Weil die regierende SPD zwischen 2003 und 2005 bei mehreren Landtagswahlen vernichtende Niederlagen einstecken musste, zog Gerhard Schröder die für 2006 anstehende Bundestagswahl auf den Herbst 2005 vor. Im Frühling wurde Angela Merkel von ihrer Partei zur Kanzlerkandidatin gewählt. Bei der Bundestagswahl konnte sie für die Union zwar nicht die absolute Mehrheit und die Koalition mit der FDP erreichen, die Union lag aber knapp vor den Sozialdemokraten. Die Große Koalition begann, Merkel wurde die erste Bundeskanzlerin Deutschlands.
"Mächtigste Frau der Welt"
Das amerikanische "Forbes Magazine", eines der erfolgreichsten Wirtschaftsmagazine weltweit, erklärte Angela Merkel 2006 erstmals zur "mächtigsten Frau der Welt". Sie löste damit die US-Außenministerin Condoleezza Rice ab, die den Titel in den beiden Jahren zuvor getragen hatte. 2007 und 2008 führte Merkel die Forbes-Rangliste der mächtigsten hundert Frauen der Welt ebenfalls an. Auch das britische Nachrichtenmagazin "Time" erklärte Merkel zu einer der hundert Personen, die "die Welt am meisten prägen".
Reform der Europäischen Union
Im Juni 2007 fand in Brüssel Merkels zweiter EU-Gipfel als Bundeskanzlerin statt. Vorrangig ging es um eine umfassende Reform der Europäischen Union durch den Lissabon-Vertrag. Die Mitgliedsstaaten rangen vehement um ihre jeweilige Rolle im künftigen EU-Gefüge. Merkel legte schließlich einen Kompromiss-Entwurf vor, der von allen Beteiligten akzeptiert wurde. Sie wurde deshalb auch als Retterin des Gipfels gefeiert. Bereits bei ihrem ersten EU-Gipfel 2005 hatten verschiedene Staatschefs und die Presse die deutsche Kanzlerin für ihre Sachlichkeit und ihr Verhandlungsgeschick gelobt.
G8-Gipfel in Heiligendamm
Beim G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm überschattete der Einsatz von deutschen Kampflugzeugen zur Observierung von Demonstranten zeitweilig die Debatte in Deutschland. Merkel stärkte auf dem Treffen der größten Wirtschaftsmächte durch organisatorisches Geschick ihre internationale Position. Besonders der damalige US-Präsident George Bush fand lobende Worte für Merkel: "Sie zwang all diese Jungs, die um den Tisch saßen, sich auf die Diskussion zu konzentrieren".
Die erste schwarz-grüne Koalition
Die Union und die Grünen - das war lange Zeit ein nicht zu vereinbarender Gegensatz. 2008 gelang der CDU jedoch eine schwarz-grüne Koalition auf Landesebene in Hamburg. Im April unterzeichneten Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust und die Grünen-Landeschefin Anja Hajduk einen Koalitionsvertrag. Merkels Union kann mit allen anderen Parteien - mit Ausnahme der Linken - koalieren.
Bundestagswahl 2009
Die vergangene Bundestagswahl verlief für Angela Merkel durchaus erfolgreich. Obwohl die Union mit 33,8 Prozent Stimmanteil das zweitschlechteste Ergebnis in der Nachkriegszeit einfuhr, reichte es doch aus, um die Große Koalition mit den Sozialdemokraten zu beenden. Die SPD steckt seitdem in einer tiefen Krise. Merkel konnte sich mit dem Wunschpartner FDP zusammenschließen und mit einer schwarz-gelben Mehrheit in den Bundestag einziehen. Die Wiederwahl als Kanzlerin war geglückt.
Nothilfeplan für Griechenland
Auf dem EU-Gipfel im März 2010 legte Angela Merkel enorme Durchsetzungsfähigkeit an den Tag. Für die Deutschen eine Überraschung, steht sie im eigenen Land doch seit langem in der Kritik, genau diese Eigenschaften vermissen zu lassen. In Brüssel forderte sie jedoch eine klare Linie bezüglich der Staatshilfen für Griechenland: Nur unter strengen Auflagen sollten Gelder fließen. Konsequent setzte sie diese Vorstellungen durch, am Gipfel-Ende triumphierte die deutsche Kanzlerin.
Quelle: ntv.de