Umstrittenes Zitat Nach Empörung bleibt Kontroverse
13.04.2007, 10:03 UhrMehr als ein halbes Jahr ist seit dem Regensburger Vortrag von Papst Benedikt XVI. vergangen, der in der islamischen Welt heftige Proteste ausgelöst hatte. Die Wellen der Empörung haben sich inzwischen zwar etwas geglättet. Doch ausgestanden ist die Kontroverse um die Äußerungen des Papstes über den Islam noch lange nicht.
Denn viele andere einflussreiche Islam-Gelehrte stehen immer noch auf dem Standpunkt, Benedikt XVI. müsse sich für seine damaligen Bemerkungen entschuldigen. Das hatte der Papst im vergangenen September, als der Streit losbrach und arabische Staaten dem Vatikan mit diplomatischen Konsequenzen drohten, nicht getan. Stattdessen erklärte er, er bedauere, dass seine Rede so missverstanden worden sei und dadurch die Gefühle vieler Menschen verletzt worden seien. Bei dem Vortrag hatte der Papst damals den byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos mit den Worten zitiert: "Zeig mir doch, was Mohammed (der Prophet der Muslime) Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden." Später betonte er dann, das Zitat spiegle nicht seine eigene Meinung wider.
Gemüter beruhigt
Zwar haben sich nach dem Papstbesuch in Istanbul, wo er im vergangenen November in der Blauen Moschee betete, die Gemüter auch in der arabischen Welt etwas beruhigt. Ein Indiz dafür, dass viele Muslime dem Papst aber immer noch nicht verziehen haben, ist die Schmähkampagne, der sich in diesen Tagen Scheich Mohammed Sajjid Tantawi, der Vorsitzende des renommierten Al-Azhar Islam-Instituts in Kairo, ausgesetzt sieht. Sein "Vergehen": Er möchte vielleicht eine Einladung des Oberhauptes der katholischen Kirche nach Rom annehmen. Dabei steht noch gar nicht fest, wann und ob der Scheich überhaupt reisen wird. Nach Auskunft seiner Mitarbeiter soll darüber erst im Mai entschieden werden.
"Lehne die Einladung ab!", schreibt ein Papst-Gegner im Internet-Forum des ägyptischen Predigers Amre Chaled, der so etwas wie eine Kultfigur des frommen arabischen Mittelstandes ist. Die ägyptische Wochenzeitung "Al-Fagr" druckte auf ihrer Titelseite im März eine Fotomontage, die Scheich Tantawi mit einem Kruzifix in der Hand zeigt. Die Überschrift des dazu gehörigen Artikels lautete: "Geh nicht zum Papst, der den Propheten (Mohammed) beleidigt hat, Du großer Scheich des Vatikans!"
Quelle: ntv.de