Dossier

Feuertaufe als Volkstribunen Neue CSU-Spitze furchtlos

Bewährungsprobe beim "größten Stammtisch der Welt": Erstmals müssen sich beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau Parteichef Erwin Huber und Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein als Volkstribunen betätigen - an jenem Ort, an dem über Jahre die treuesten Anhänger des aus dem Amt gedrängten Vorgängers Edmund Stoiber ihrem Idol zujubelten. Einerseits sind stramm konservative Akzente gefordert. Andererseits will die CSU soziale Wärme verströmen - vor allem angesichts des Debakels von CDU-Ministerpräsident Roland Koch bei den Landtagswahlen in Hessen.

Auf die Frage, ob er Angst vor dem Aschermittwoch habe, sagt Huber: "Ein Niederbayer kennt keine Furcht." Doch für die CSU ist der Aschermittwoch fast schon die wichtigste Veranstaltung des Jahres. Ein missglückter Auftritt in Passau wäre ohne jeden Zweifel schlecht für das Ansehen der neuen Parteispitze.

Alle vier Redner treten zum ersten Mal in ihren Aschermittwochs-Rollen auf: Der neue niederbayerische CSU-Bezirkschef Manfred Weber begrüßt als Gastgeber das Publikum, Beckstein und Huber sind die Hauptredner, und Generalsekretärin Christine Haderthauer ist für die Verabschiedung zuständig. "Das ist auch neu: Zum ersten Mal spricht eine Frau das Schlusswort", sagt Haderthauer. Stoiber kommt auch - als CSU-Ehrenvorsitzender. Er wird begrüßt, soll aber nicht sprechen.

Huber und Beckstein keine meisterhaften Redner

Mit Spannung wird erwartet, wie sich Huber und Beckstein auf der Bühne bewähren. Niemand in der CSU würde behaupten, dass beide meisterhafte Redner sind. Doch die Marschrichtung ist klar: "CSU pur" heißt das vielzitierte Motto. "Bundesweit wird deutlich: Hier spricht das konservative Deutschland Klartext", sagt Gastgeber Weber.

Doch Klartext ist Definitionssache. Denn im Jahr der bayerischen Landtagswahl will die CSU möglichst viele Wähler erreichen - und es sich mit möglichst wenigen verderben. Wer die absolute Mehrheit halten will, darf nicht zu weit in eine Richtung ausschlagen. "Die CSU deckt eine Bandbreite ab, die sowohl das Soziale als auch das Wertkonservative umfasst", sagt Haderthauer.

Noch vor kurzem kündigte Huber für die Bundestagswahl 2009 einen Richtungswahlkampf an - bürgerlich gegen links. Als Motto schlug der Chef der bayerischen Unionspartei "Freiheit statt Sozialismus" vor. Doch inzwischen zweifelt auch mancher Christsoziale, ob die Parole aus den 70er Jahren das Richtige ist in einer Zeit, in der die SPD mit ihrer Mindestlohn-Offensive zu neuem Schwung gefunden hat.

Gratwanderung für Politiker

Hinzu kommt ein anderes Problem: Der Politische Aschermittwoch ist längst nicht mehr, was er mal war. Vor einem Jahr feierte der scheidende Stoiber einen Triumph. Doch 2006 war die Stimmung mau, die Dreiländerhalle nicht mehr gefüllt. Die CSU tut sich sehr schwer, die unterschiedlichen Erwartungen des Hallen-Publikums mit den Erfordernissen des Fernsehens zu vereinen. Die Aschermittwochs-Gäste wollen vor allem Bierzeltstimmung und markige Worte - doch im Fernsehen darf der Termin keinesfalls aussehen wie ein Treffen 8000 betrunkener Hinterwäldler.

In früheren Zeiten zogen die CSU-Granden in der engen, schlauchförmigen Nibelungenhalle vom Leder - das Publikum dicht gedrängt, die Luft erfüllt von Bierdunst und Zigarettenqualm. Seit dem Umzug in die Dreiländerhalle vor einigen Jahren ist davon nichts mehr zu spüren. Der Bierdunst ist klimatisiert. Und das Rauchen jetzt sogar verboten.

Von Carsten Hoefer, dpa

Quelle: ntv.de

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