Irischer Millionär und EU-Schreck "Ober-Nein-Sager" Ganley
10.06.2008, 22:16 UhrEigentlich ist Declan Ganley ein "normaler" Millionär: Er wohnt auf einem herrschaftlichen Sitz an der Westküste Irlands und besitzt einen Rolls Royce sowie einen Privathubschrauber. Doch war der 39-Jährige bis vor wenigen Monaten nur der Geschäftswelt ein Begriff, jagt er jetzt der politischen Elite in Irland und der EU Angst und Schrecken ein: Der Unternehmer mit dem schütteren Haar führt die Organisation Libertas an, die für ein "Nein" der Iren beim Referendum über die neuen EU-Verträge von Lissabon trommelt. Ganley ist so etwas wie der Ober-Nein-Sager des Landes.
Da hilft es auch nicht, dass er auf Anti-Lissabon-Veranstaltungen stets betont, "Irland ist ein pro-europäisches Land". Er hält die Reformverträge für eine Gefahr - vor allem für die niedrigen Unternehmenssteuern in Irland, die dem Land einen Boom ausländischer Investoren und den Aufschwung beschert haben. Gegen die EU wandte sich Ganley erst mit dem Bemühen um eine Verfassung; den Vertrag von Nizza befürwortete er noch. Irland hält er nun für den letzten Schauplatz der Demokratie.
Keine Inselsentimentalität
Inselmentalität kann man Ganley jedoch nicht vorwerfen, arbeitete er doch an Geschäften rund um den Globus, vor allem in den USA, Russland, Bulgarien und Lettland, wo er auch als Regierungsberater tätig war. Geboren wurde er in London als Sohn irischer Auswanderer, mit 13 Jahren zog er wieder auf die "Grüne Insel".
Er galt als Außenseiter, der sich statt für Fußball eher für die Börse und das Unternehmertum interessierte. Und so arbeitete er sich vom Bauarbeiter über einen Posten als Laufbursche in einer Versicherung nach oben und engagierte sich in Aluminiumgeschäften in Russland genauso wie in der lettischen Forstwirtschaft. Später gründete er die osteuropäische Telekommuniaktionsfirma Broadnet. Es wird angenommen, dass er einige seiner Unternehmen für mehrere Millionen verkaufte und es so zu Reichtum brachte.
Für Schlaf bleibt da nicht viel Zeit. Mitarbeiter beschreiben Ganley als unerbittlichen Arbeiter, aber humanen Chef, der als letztes ins Bett geht und als erstes wieder aufsteht. "Declan kommt wie eine überlebensgroße Person daher", erklärte Chris Coughlan, ein Freund Ganleys, in der Zeitung "Times". Zum "Mr. No" Irlands könnte Ganley nach Angaben seines Freundes "das Streben nach Ruhm" getrieben haben.
Verbindungen zum US-Militär?
Privat lebt der gläubige Katholik mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Irland. Beim irischen Militär ist er als Reservist verpflichtet. Vielleicht nährte sich auch dadurch Gemunkel über seine Verbindungen zum US-Militär. Hinzu kommt, dass eines seiner Unternehmen, Rivada Networks, Warnsysteme unter anderem für das amerikanische Verteidigungsministerium produziert.
Pro-EU-Vertreter stellten Ganley daher auch schon als zwielichtigen Herrn dar, dessen Kampagne von Geld aus dem Ausland gespeist wird. "Bekommen Sie (das Geld) von der CIA, der britischen Unabhängigkeitspartei oder vom US-Militär", fragte zuletzt ein anonymer Gegner in der Zeitung "Independent".
Von Annette Reuther, dpa
Quelle: ntv.de