Dossier

Hochwasser in Bayern Sandsäcke sind gefüllt

Rettungskräfte sprechen vom schlimmsten Hochwasser in der oberfränkischen Region seit 50 Jahren. Zahlreiche Feuerwehrleute schaufeln Sand in Säcke, um das 80 Einwohner zählende Dorf Pölz bei Mainleus im Landkreis Kulmbach vor Überflutungen zu sichern. Am Sonntagnachmittag heißt es zunächst, das Dorf solle evakuiert werden. Dann bessert sich die Situation und die Bewohner dürfen zunächst in ihren Häusern bleiben.

Der Krisenstab zeigt sich zuversichtlich, dass die Dämme halten werden und eine Evakuierung nicht notwendig wird. Am Sonntagmorgen hatte Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) Katastrophenalarm für den Landkreis Kulmbach ausgelöst. Im Landkreis wurden Wiesen überschwemmt, ein riesiger See bildete sich auf einer Länge von rund 15 Kilometern. Nach ersten Schätzungen entstand Schaden in Millionenhöhe.

Wassermassen aus dem Fichtelgebirge speisen den Weißen Main und verwandeln den Fluss in einen reißenden Strom. An manchen Stellen erreicht er bereits eine Breite von 100 Metern. In der Katastrophenregion sind fast 900 Hilfskräfte von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk (THW), Malteser Hilfsdienst (MHD) und Bayerischem Roten Kreuz (BRK) im Einsatz. Fast 15.000 Sandsäcke werden gefüllt. Frauen und Freundinnen von ehrenamtlichen Helfern schmieren Wurstbrote, um die Rettungskräfte zu verpflegen.

Ein Polizeihubschrauber beobachtet die Situation von oben. Der Pilot gibt per Funk Entwicklungen zum Hochwasser durch. "Im Notfall soll der Hubschrauber auch Menschen aus bedrohlichen Situationen retten", erläutert der Polizeisprecher.

Die Kreisstadt Kulmbach ist noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen, meinen Landrat Söllner und Oberbürgermeisterin Inge Aures (SPD) übereinstimmend. An einer Stelle sei der Damm zwar etwas undicht. "Wir haben die Situation aber im Griff", sagt der Sprecher der Stadt Kulmbach. Der Scheitel sei bereits überschritten.

Angefangen hatte alles in der Nacht zum Sonntag. Innerhalb weniger Stunden ließ starker Dauerregen vor allem die Flüsse im Fichtelgebirge über die Ufer treten. "Das war, als ob man vom Himmel mit Wasserschläuchen runter gespritzt hätte", schildert der Bürgermeister von Tröstau (Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge), Heinz Martini (SPD), die Regenfälle. Um 5.00 Uhr sei er von der Feuerwehr geweckt worden. Zahlreiche Keller seien voll gelaufen. Ganze Straßenzüge standen unter Wasser, die Helfer zum Teil bis zur Brust im Wasser.

Teile der Bevölkerung mussten zeitweise ohne Strom und Trinkwasser auskommen. Seit Sonntagmittag sind die im Dauereinsatz befindlichen Helfer dabei, Keller leer zu pumpen und Schäden zu beseitigen. Bürgermeister Martini gönnt sich auch nach Stunden keine Pause. "Der Bürgermeister muss vor Ort sein, um sich ein Bild vor der Lage zu machen und eventuell die Aufgaben zu koordinieren."

Einige Kilometer weiter östlich ist der Bürgermeister von Arzberg, Winfried Geppert (CSU), ebenfalls im Dauereinsatz. Ganz so schlimm wie Tröstau hat es Arzberg noch nicht erwischt. Die Feuerwehr türmte tausende Sandsäcke rechts und links der Röslau auf. Der Pegelstand blieb mit 3,98 Meter nur einen Zentimeter unter der bisherigen Rekordmarke von 3,99 Meter aus dem Jahr 1998.

"Land unter", hieß es in der Nacht zum Sonntag in Bad Berneck. "Es haben sich Bäche gebildet, wo bislang noch keine da waren", erzählt der Bayreuther Kreisbrandrat Hermann Schreck. Sämtliche Rinnsaale, die aus dem Fichtelgebirge kommen, hätten sich in reißende Ströme verwandelt. Auf der Bundesstraße 303, die ins Fichtelgebirge und dann weiter nach Tschechien führt, stand ein halber Meter Wasser. Für Autos gab es kein Durchkommen.

Quelle: ntv.de

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