Dossier

Porträt Silvio Berlusconi

Silvio Berlusconi greift wieder nach der politischen Macht in Italien. Der konservative Ex-Ministerpräsident, Medienunternehmer und reichste Mann Italiens geht Umfragen zufolge als Favorit in die vorgezogenen Parlamentswahlen am Sonntag und Montag. Der 71-Jährige, dessen Vermögen das Magazin "Forbes" auf zwölf Milliarden Dollar beziffert, fühlt sich wieder einmal berufen, Italien vor einer Regierung zu bewahren, die nach seiner Lesart aus Kommunisten und Dilettanten bestehen würde.

Obwohl Berlusconi wegen seiner extravaganten Art und seines Hangs zu schlüpfrigen Scherzen im Ausland als Witzfigur gilt, genießt er im eigenen Land hohes Ansehen. Und als wäre er nicht Milliarden Euro reich, sondern ein einfacher Italiener, feierte der Besitzer des Fußballvereins AC Mailand Anfang des Jahres das Scheitern der Mitte-Links-Koalition seines alten Rivalen Romano Prodi mit Pizza und Eis.

Wie Jesus und Napoleon

"Er hat Charme und Stil - den Stil und den Witz eines Handelsvertreters. Aber das kommt bei einigen Leuten an", sagt der Politik-Professor James Walston von der Amerikanischen Universität in Rom. Das Ego des von seinen Anhängern als "Il Cavaliere" gepriesenen Mannes scheint unbegrenzt. Als Chef einer Mitte-Rechts-Regierung verglich er sich einmal mit keinen Geringeren als Jesus und Napoleon und fügte - obwohl keineswegs ein Riese - hinzu, er sei definitiv höher gewachsen als der Franzosen-Kaiser.

Mit der Andeutung, er habe die finnische Präsidentin Tarja Halonen verführt, um deren Unterstützung zu bekommen, provozierte Berlusconi eine kleine diplomatische Krise. "Ich habe alle meine Playboy-Tricks angewendet, obwohl ich sie seit geraumer Zeit nicht mehr genutzt habe." Für einen Eklat sorgte er auch, als er den SPD-Politiker Martin Schulz im Europarlament mit einem Nazi-Schergen verglich.

Von solchen Scherzen abgesehen, liegt der Schlüssel zu Berlusconis Erfolg wohl in seinem Ruf als einer, der es aus eigener Kraft bis ganz nach oben geschafft hat. Das gilt viel in einem Land, in dem der Aufstieg meist von einflussreichen Freunden in Spitzenämtern abhängt. Berlusconi fing im Immobiliengeschäft an und gründete später den Medienkonzern Mediaset, der das Fernsehgeschäft in Italien dominiert.

Gerichtsverfahren und private Geschäfte

In den frühen 90er Jahren gründete Berlusconi die Partei Forza Italia, die rasch das Vakuum füllte, das der Zusammenbruch der bis dahin dominierenden Christdemokraten hinterlassen hatte. Kritiker werfen ihm vor, er habe seine erste Amtszeit von 1994 bis 1996 hauptsächlich genutzt, um Gerichtsverfahren abzuwehren und seine privaten Geschäfte voranzutreiben.

2001 gelang Berlusconi die Rückkehr an die Macht. Seine Koalition mit Neo-Faschisten, Christdemokraten und den Separatisten von der Lega Nord hielt die gesamte Legislaturperiode. Das war Rekord in einem für seine kurzlebigen Regierungen berüchtigten Land. Die knappe Wahlniederlage gegen Prodi 2006 hat das Stehaufmännchen der italienischen Politik nie anerkannt. Nun sinnt "Il Cavaliere" gegen Roms Ex-Bürgermeister Walter Veltroni von der gemäßigt linken Demokratischen Partei auf Revanche.

Von Robin Pomeroy, Reuters

Quelle: ntv.de

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