Dossier

Anders als andere Silvio Berlusconi

Silvio Berlusconi ist schillernd, bizarr, umstritten und für viele in Europa deshalb ein "rotes Tuch". Doch auch im Alter von 71 Jahren wollte es der italienische Medienmogul und Milliardär noch einmal wissen und an die Schalthebel der Macht zurück. Und er gewann - zwei Jahre nach der Niederlage gegen Romani Prodi - die Neuwahlen gegen den fast zwei Jahrzehnte jüngeren Walter Veltroni.

Es war zwar zuletzt etwas ruhiger geworden um den Mann, der einst die größten Schlagzeilen mit wilden Partys auf einem seiner Anwesen machte. Dann aber strebte der Herr über die größten italienischen TV-Privatsender und über den AC Mailand, einen der renommiertesten Fußballclubs in Europa, nach 1994 und 2001 wieder den Posten des Regierungschefs an. Knapp vier Jahre lang führte er bis zum April 2005 immerhin die längste Regierung im Italien der Nachkriegszeit.

Der Mailänder Frontmann des rechten Lagers war schon immer anders als andere Politiker - und einmalig auch seine Politik: Nach seiner Wiederwahl 2001 ließ er gleich das Gesetz zur Bilanzfälschung ändern - der Staatsanwalt war seinem Finanzimperium auf der Spur.

Und weil ihn die Justiz auch sonst im Visier hatte, sorgte er für ein maßgeschneidertes Immunitätsgesetz. Außenpolitisch blieb sein Zusammenstoß mit dem deutschen Abgeordneten Martin Schulz im Straßburger Europaparlament 2003 in Erinnerung - er rückte den SPD-Mann Schulz wegen kritischer Fragen in die Nähe eines KZ-Wächters.

Um seine Chancen auf eine Rückkehr an die Macht zu stützen, hat sich Berlusconi, der Mann, der sich liften und Haare einpflanzen ließ, auch eine neue Sammelpartei für Mitte-Rechts einfallen lassen. Statt "Forza Italia" (Vorwärts Italien) heißt sie jetzt - ungewöhnlich für eine Partei - "Popolo della Libert" (Volk der Freiheit). Gerade wegen der starken Unzufriedenheit im Land würden ihn Millionen wählen, das wusste der Oppositionsführer, dessen rechte Allianz von dem Willen zum Sieg zusammengehalten wurde. Aber Berlusconi tritt nicht immer mit der früheren Dynamik auf, auch er wird nicht jünger. Er steht für die betagte Klasse der italienischen Politiker. So kam in Rom das Bild vom "müden Cavaliere" auf, der genau zwei Jahre nach dem Sieg des Mitte-Links-Bündnisses von Romano Prodi nochmals ans Ruder wollte.

Quelle: ntv.de

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