Dossier

Bier am Stammtisch Stoiber punktet mit Parolen

Dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber muss ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen sein. Fast acht Minuten lang feiert das Fußvolk beim politischen Aschermittwoch in Passau die traditionelle Fastenpredigt des CSU-Chefs. "Zugabe!", rufen die Zuhörer und skandieren "Edmund, Edmund!". Als am Schluss auch noch der Fan-Song erklingt: "Oh, wie ist das schön!", scheint die Welt wieder in Ordnung: Edmund Stoiber ist wieder daheim angekommen.

Dabei standen die Zeichen gar nicht so gut. Nach seinem viel gescholtenen Verzicht auf ein Ministeramt in Berlin waren deutlich weniger Anhänger in die Passauer Dreiländerhalle gekommen als in den vergangenen Jahren. Die Parteiführung hatte die Bierbänke eigens so stellen lassen, dass das nicht gleich auffiel. Und auch die frühere Ausschankzeit beim Bier sollte die Stimmung heben.

Gleichwohl tut sich Stoiber bei seiner Zwei-Stunden-Rede anfangs sichtlich schwer. Während er die Verdienste der CSU um Bayern in schillernden Farben malt und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in den Himmel lobt, brodeln im Saal die Stammtischgespräche. Erst gegen Ende der Rede kann Stoiber mit betont konservativen Tönen die Zuhörer bannen. "Wir entscheiden, wer Deutscher wird. Und wir lassen nicht jeden herein" - solche Sätze sind bei der CSU immer den größten Applaus wert.

"Großartig", schwärmt eine 84-jährige Rentnerin am Schluss. Und CSU-Generalsekretär Markus Söder konstatiert stolz: "Wir sind wieder da. Wir sind die stärkste Partei in Bayern und das bleiben wir auch." Dabei haben die Strategen in der Münchner CSU-Zentrale wochenlang vor dem Termin gezittert - dem Vorsitzenden sollte um jeden Preis ein Denkzettel erspart bleiben. Für die Rede wurden deshalb sogar alte Aschermittwochstexte des wortgewaltigen Franz Josef Strauß gewälzt, um ein Erfolgsrezept zu entschlüsseln - freilich vergeblich. "Das war zum Teil recht langweilig", gesteht ein CSU-Mann.

Unverhoffte Schützenhilfe bekam die CSU von einer Umfrage, die am Morgen auf der ersten Seite der sonst eher kritisch gestimmten Münchner "Abendzeitung" prangte. Danach liegt die Partei nach ihrem Absturz im vergangenen Jahr inzwischen wieder stabil bei 52 Prozent. Und auch Stoiber hat die Trendwende in der Wählergunst geschafft: 49 Prozent der Bürger sind wieder mit seiner Arbeit zufrieden. Die Zeit heilt Wunden - und politische offensichtlich besonders schnell.

Da mochte auch das Publikum in der weißblau geschmückten Dreiländerhalle nicht zurückstehen. "Edmund, wir stehen zu Dir!", hieß es auf einem Transparent, das es durch die strenge Kontrolle der Parteizentrale geschafft hat. Der fränkische CSU-Gemeinderat Hans Haag zog mit einem Pro-Stoiber-Schild durch den Saal. "Auch wenn er einen kleinen Fehler neibracht hat, der Mann ist gut für Bayern", warb der 49-Jährige.

Nur die langjährigen Fastenpilger aus dem nicht-bayerischen Ausland geben sich verhalten. "Der Stoiber hat die Merkel nicht gut behandelt. Und dafür hat er seine Quittung bekommen", meint der frühere CDU-Stadtrat Erich Rother aus Peine, der schon fast 20 Mal in Passau war. Stoiber selbst spricht den Liebesentzug der vergangenen Monate mit keinem Wort an. "Heimat ist, wo das Herz schlägt", sagt er am Ende nur. "Unser Herz, mein Herz schlägt für Bayern."

(Nada Weigelt, dpa)

Quelle: ntv.de

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