Bei Kooperation mit Ermittlern Strafmilderung für Basso möglich
06.05.2007, 18:07 UhrDer unter akutem Dopingverdacht stehende Radprofi Ivan Basso hat es selbst in der Hand, möglichst glimpflich aus der Fuentes-Affäre herauszukommen. Dem 29-Jährigen wurde Nachsicht bei der Strafbemessung in Aussicht gestellt, falls er mit der Justiz und den Sportbehörden bei der Aufklärung zusammenarbeiten sollte. Das bestätigte die Staatsanwältin Maria Cristina Rota, die in Bergamo eine Anklage gegen Basso wegen Sportbetruges vorbereitet.
Basso war am vergangenen Mittwoch zunächst ohne Ergebnis erneut von der Disziplinarkammer des NOK Italiens (CONI) vernommen worden. Sein amerikanisches Team Discovery Channel hatte den Fahrer, der weiter alle Vorwürfe bestreitet, in der vergangenen Woche entlassen.
Große Zugeständnisse denkbar
Sollte Basso Doping nachgewiesen und er gesperrt werden, könnte er trotzdem unter Umständen im nächsten Jahr wieder fahren. Wenn Basso mit den Anklägern zusammenarbeitet, kann er auf einen Straferlass bis zur Hälfte der angedrohten zwei Jahre Sperre rechnen. Auch seine Inaktivität nach der Tour de France-Suspendierung im Vorjahr könnte angerechnet werden. Das berichtete die ARD-Sportschau unter Berufung auf verschiedene Quellen in Italien.
Der Anti-Doping-Ausschuss des italienischen NOK (CONI) hatte die Ermittlungen gegen den mutmaßlich in das Fuentes-Dopingnetzwerk verwickelten Basso wieder aufgenommen, nachdem neue belastende Unterlagen aufgetaucht waren. Blutproben aus sieben bei Fuentes gefundenen Blutbeuteln mit den Bezeichnungen "Birillo" (auf diesen Namen soll Bassos Hund hören) und "Nr. 2" liegen im biochemischen Institut von Interpol in Rom.
Diese Klientenkürzel in den Fuentes-Aufzeichnungen ordnet die Guardia Civil Basso zu. Einen DNA-Abgleich dieses Blutes mit von ihm bei Dopingkontrollen im Herbst 2006 genommenen Blut autorisierte der Radprofi bislang nicht.
Belege für Kontakt zu Fuentes
CONI-Chefermittler Ettore Torri, ein pensionierter römischer Staatsanwalt, zeigte sich jedoch überzeugt, auch ohne den DNA-Test genügend Material zur Eröffnung eines Verfahrens zu besitzen. Bassos Telefonnummer in der Agenda von Fuentes sowie ein Fax des Frauenarztes an einen mutmaßlichen Mitarbeiter im Dopingnetzwerk, auf dem Bassos Name auftaucht, weisen auf eine Verbindung hin. Basso hatte bisher jeden Kontakt bestritten. Zu den Codenamen existieren zudem Abrechnungen über Dopingdienstleistungen und Dosierungs-Anweisungen.
Beobachter gehen davon aus, dass die Schwere der Anschuldigungen Basso zu einer Kooperation bringen könnte. Es gilt als wahrscheinlich, dass Torri die Einleitung eines Sportverfahrens fordert. Über eine Sperre entscheiden in erster und zweiter Instanz Richter der Disziplinarkommission des Radsport-Verbandes Italiens, bevor letztinstanzlich ein Richter des CONI urteilt.
Schon neue Angebote
Eine Zusammenarbeit mit den Sportbehörden würde Basso auch bei der Strafjustiz als mildernder Umstand angerechnet werden, sagte Staatsanwältin Rota. Ihm droht eine Bewährungsstrafe von vier Monaten bis zwei Jahren. Auf seine sportliche Karriere hat dieses Verfahren allerdings wahrscheinlich wenig Einfluss. Der Grund: In Italien dauert ein Strafeverfahren mindestens fünf Jahre.
Während noch gar nicht klar ist, ob und in welcher Form Basso mit den Ermittlern kooperieren wird, hat sich bereits ein erster Interessent für die Verpflichtung eines geständigen Basso gemeldet. Laut "tuttobiciweb" hat Ivano Fanini, Chef des Continental Team von Amore & Vita McDonalds, Basso in Absprache mit seinen Sponsoren einen Platz in seinen Reihen angeboten.
Quelle: ntv.de