Der Schatt al-Arab Strittiger Grenzverlauf
04.04.2007, 15:54 UhrDer Grenzverlauf zwischen dem Irak und dem Iran ist ungeklärt genug, um Spielräume für eine Lösung der Krise um die festgehaltenen britischen Soldaten zu lassen. Aus Sicht von Seerechts-Experten ist es nicht unbedingt eindeutig, ob die Briten mit ihren Booten iranisches Hoheitsgebiet verletzt oder aber tatsächlich wie von der Regierung in London erklärt strikt innerhalb von irakischen Gewässern unterwegs waren.
Die Grenze in der Wasserstraße Schatt al-Arab, die in den Persischen Golf mündet, wurde zwar 1975 gezogen. Die Koordinaten wurden seither aber nicht einer Überprüfung unterzogen und damit auch nicht von neuem festgelegt. Dies wäre aber dringend nötig: Die Küstenlinie wandert, Sandbänke tauchen auf und verschwinden wieder, Treibsand lagert sich an der einen Stelle an und wird an der anderen abgetragen.
"Die Tatsache, dass sich die Küste ständig verändert bedeutet, dass mehr Aspekte einzubeziehen sind als in den Fällen, in denen eine Küste stabiler ist und es eine Einigung darüber gibt, wo die Fixpunkte entlang dieser Küste liegen", sagt Martin Pratt, Direktor der Forschungsgruppe Internationale Grenzen an der britischen Universität Durham. Es sei somit an gewissen Punkten eine Frage der Interpretation, auf welcher Seite der Grenze sich ein Fahrzeug befinde. Eine Antwort auf die Frage hänge damit nicht zuletzt davon ab, zu welchem Ergebnis die Beteiligten kommen - zu einem gegensätzlichen oder einem gemeinsamen. "Das ist sicherlich kein unlösbarer Konflikt", sagt Pratt.
Der Experte geht davon aus, dass beiden Seiten dieser Aspekt ihres Disputs inzwischen klar geworden ist und der britische Premierminister Tony Blair nicht zuletzt deshalb Hoffnungen auf eine Lösung noch vor Ostern signalisiert hat. "Man kann kaum dogmatisch an eine Wasserstraße herangehen, über die es keine Vereinbarung gibt, die auf angemessenem Wege gefunden wurde", sagt Pratt.
In den ersten Tagen des Konflikts hatte Großbritannien versucht, mit Satellitenfotos den Standort der beiden britischen Marineboote zweifelsfrei zu belegen. Der Iran konterte mit Landkarten und wollte damit auch die 15 festgehaltenen Marineangehörigen von ihrem Fehler überzeugt haben.
Auch der Seerechtler Richard Harvey von der Kanzlei Reed, Smith, Richards, Butler sieht genügend Lösungsmöglichkeiten: "Es verblüfft mich, dass es a) viel Spielraum für Meinungsverschiedenheiten und b) ziemlich viel Spielraum für eine Verständigung gibt."
(Luke Baker, Reuters)
Quelle: ntv.de