Dialog braucht einen langen Atem Vorerst letzte DIK-Tagung
23.06.2009, 13:11 Uhr
Im Dezember 2008 wurde die Website der Deutschen Islam Konferenz freigeschaltet.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Es ist die vorerst letzte Vollversammlung der Deutschen Islam Konferenz (DIK), doch die Arbeit ist längst nicht getan. Vier Runden haben die Vertreter der Muslime in Deutschland und ihre deutschen Dialogpartner seit 2006 hinter sich gebracht. Als letzte ihrer Art kann die Plenarsitzung am kommenden Donnerstag im Hamburger Bahnhof in Berlin allenfalls mit Blick auf die ausgehende Legislaturperiode und die Frage gelten, wer nach der Wahl als Bundesinnenminister die DIK unter seine Fittiche nimmt. Denn viele Fragen zur Integration von Muslimen in Deutschland sind nach wie vor offen.
Bei der Islamkonferenz handele es sich nicht um ein Ereignis, sondern um einen Prozess, sagte er Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bei einem Vortrag in Kairo. Eine Fortsetzung sei notwendig, denn das Zusammenleben der Religionen sei für Deutschland und Europa heute eine große innenpolitische Aufgabe. So sehen das auch seine Dialogpartner. Zwar denken die Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen sowie der Muslime über eine andere Zusammensetzung der DIK nach, aber grundsätzlich stellt das Forum niemand in Frage.
Debatte in die Gesellschaft tragen
Auch der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, wertete die Konferenz als Erfolg "im Sinne eines Dialogbeginns" - eines "schwierigen Dialogs", für dessen Fortsetzung er "auf jeden Fall" plädieren werde. Ähnlich äußerte sich Bekir Alboga von der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religionen (DITIB), der die "Kultur des positiven Gesprächs" lobte. Eine wichtige Aufgabe sieht Kolat darin, die Debatten in die Gesellschaft zu tragen: "Das hat die Islam Konferenz bisher noch nicht geschafft."

Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Eine Grundsatzfrage sei nach wie vor, wie Muslime hierzulande ihre Religiosität leben könnten und wo die Grenzen dafür seien, sagte Kolat etwa mit Blick auf den Konflikt um die Teilnahme gläubiger Musliminnen am Schwimm- und Sportunterricht. Als Vertreter einer säkularen Organisation spreche er sich dafür aus, "den Bildungsauftrag nicht hinter Religionsfreiheit zu setzen." Den Konflikt will die DIK dem Vernehmen nach mit einem Handlungsleitfaden für Schulen lösen.
Schäuble für eine langfristige Gleichstellung
In diesem Zusammenhang lehnte Kolat es auch ab, dass "muslimische Verbände als Partner der Schulen fungieren", wie es die DIK-Werte-Arbeitsgruppe debattiere. Gleiches sollte für Kirchen gelten. Alboga forderte die Anerkennung muslimischer Gemeinschaften als Religionsgemeinschaften. Offen sei, ob sie dabei wie Kirchen oder anders strukturiert sein sollten. Die andere Tradition bedeute aber nicht, dass "man im Rechtsstaat Deutschland nicht ein ähnliches Verhältnis schaffen" könne.
Auf der Islamkonferenz werden einige muslimische Verbände gleiche Rechte für islamische Glaubensgemeinschaften fordern - auch was die Vertretung an Schulen angeht. Schäuble und die Deutsche Bischofskonferenz sprachen sich im Vorfeld grundsätzlich für eine langfristige Gleichstellung des Islam mit den christlichen Kirchen aus, was die staatliche Zusammenarbeit mit den Muslimen betrifft.
Schäuble hatte die DIK 2006 ins Leben gerufen, als Beitrag zum Aufbau einer guten Beziehung zu den Muslimen in Deutschland, wie er einmal sagte. Die Konferenz hat 30 ständige Mitglieder, davon 15 staatliche Vertreter und 15 Repräsentanten der in Deutschland lebenden Muslime, die in drei Arbeitsgruppen über Wertefragen, Religion und Verfassung sowie Wirtschaft und Medien und einem Gesprächskreis über Islam und Sicherheit diskutieren.
Quelle: ntv.de, Danuiel Karl Jahn, AFP