Dossier

Spannend und richtungsweisend Zyprioten haben die Wahl

So spannend war eine Präsidentenwahl auf der geteilten Mittelmeerinsel Zypern noch nie: Drei Kandidaten ringen mit fast gleichen Chancen um die Führung der Republik Zypern, die seit 2004 zur EU gehört. Für den amtierenden bürgerlichen Präsidenten Tassos Papadopoulos (73) sprechen sich laut Umfragen rund 34 Prozent der Befragten aus. Sein linksgerichteter Gegner, der amtierende Parlamentspräsident und Generalsekretär der Kommunistischen Partei AKEL, Dimitris Christofias (61), kommt auf etwa 33 Prozent. Knapp dahinter folgt der konservative ehemalige Außenminister Zyperns, Ioannis Kassoulidis (59), mit rund 31 Prozent. "Nur die Pythia von Delphi könnte orakeln, welche zwei Kandidaten am Sonntag (17. Februar) gewinnen und in die Stichwahl am 24. Februar gehen werden", sagte ein Demoskop im zyprischen Fernsehen (RIK).

Im Mittelpunkt des Wahlkampfes steht - wie bei allen Präsidentenwahlen seit 1974 - das Thema der Überwindung der Teilung der drittgrößten Mittelmeerinsel. Jeder der drei Hauptkandidaten präsentiert sich als der künftige Präsident, unter dessen Führung eine für die griechisch-zyprische Bevölkerungsmehrheit gerechte Lösung ausgehandelt werden kann.

Harte Linie, Verständigungskurs und internationale Verständigung

Papadopoulos ist ein Hardliner, der sich als "Garant" der Interessen der griechischen Zyprer präsentiert. Er tritt für eine Lösung ein, bei der die griechisch-zyprische Bevölkerungsmehrheit das Sagen auf der Insel haben soll, wenn diese in föderativer Form wiedervereinigt werde. Papadopoulos hatte - zum Entsetzen vieler EU-Diplomaten und Politiker - im April 2004 einen in zweijähriger mühsamer Arbeit von den Vereinten Nationen ausgearbeiteten Plan zur Überwindung der Teilung der Insel abgelehnt. Daraufhin lehnten auch die griechischen Zyprer mehrheitlich in einem Referendum den Plan ab und die Insel blieb geteilt.

Der linksgerichtete Kandidat Christofias gilt als der "populärste" Kandidat auf der anderen Seite der Demarkationslinie - bei den türkischen Zyprern. Seine linke Partei und Christofias persönlich pflegen enge Kontakte zu den türkischen Zyprern und ihren Führer Mehmet Ali Talat. Christofias will sich bei einem Wahlsieg sofort mit Talat treffen und den Weg für eine für alle Zyprer - griechische und türkische - gerechte Lösung ebnen. Er konnte jedoch bislang nicht ausreichend erklären, warum er 2003 den amtierenden Präsidenten Papadopoulos den Rücken stärkte und damit erheblich zu seiner Wahl beitrug.

Der dritte im Rennen, Kassoulidis, profiliert sich als der "beliebteste und glaubwürdigste" griechisch-zyprische Politiker in den Entscheidungszentren von Brüssel, in Washington, sowie am Sitz der UN in New York. Als Außenminister und enger Mitarbeiter des gemäßigten ehemaligen Präsidenten Glafkos Klerides hatte er sich 2004 für den UN-Plan zur Überwindung der Teilung eingesetzt.

Sonntag ist Wahltag

Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit fast 34 Jahren geteilt. Im Süden liegt die überwiegend von griechischen Zyprern bewohnte Republik Zypern, im Norden die nur von der Türkei anerkannte "Türkische Republik Nordzypern". Beim Referendum im April 2004 hatten die griechischen Zyprer den Plan der Vereinten Nationen (UN) zur Überwindung der Teilung der Insel abgelehnt, die türkischen Zyprer dagegen der Lösung zugestimmt. Am 1. Mai 2004 trat Zypern der EU bei. Das EU-Regelwerk und -Recht gilt jedoch nur im griechisch-zyprischen Süden.

Der Staatspräsident wird auf Zypern direkt für eine fünfjährige Amtszeit vom Volk gewählt. Er ernennt die Regierung und führt sie. Das Parlament hat eine Kontrollfunktion. Die Wahllokale schließen am Sonntag um 17.00 Uhr Ortszeit (16.00 MEZ). Unmittelbar danach werden erste Prognosen erwartet.

Von Takis Tsafos, dpa

Quelle: ntv.de

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