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Zwischenruf Deutschland – Ein Jobmärchen

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt beständig. Dank eines kräftigen Wachstums des Niedriglohnsektors. Durch die sogenannte Aufstockung subventioniert der Staat die Wirtschaft mit Milliardenbeträgen. Die Wirtschaft boomt, doch die Erträge kommen nicht bei den Arbeitenden an.

Ein neuer Job bedeutet nicht unbedingt ein gutes Auskommen.

Ein neuer Job bedeutet nicht unbedingt ein gutes Auskommen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bundesregierung steckt den Kopf nach Art des Vogel Strauß in den Sand, wenn sie von einem Jobwunder in Deutschland spricht. Doch selbst, wenn das Kanzlerin und Ministerrunde über den Schmerz hinweghilft: Der Rest des Vogels ist für jedermann gut sichtbar.

Das gern gebrauchte Argument, jede Arbeit ist besser als keine Arbeit, ist zynisch. Arbeit muss nach Leistung bezahlt werden, und zwar für Frau und Mann gleichermaßen. Es gibt hierzulande mehr als sieben Millionen geringfügig Entlohnte. Das sind knapp zwei Millionen mehr als 2003. Betroffene sind auch viele Selbstständige, eigentlich eine Zielgruppe der Koalitionsparteien, namentlich der FDP. Wenn die Betroffenen den Satz von der Arbeit hören, die sich wieder lohnen muss, dürften sie sich – zurückhaltend ausgedrückt – veräppelt vorkommen.

Zugenommen hat auch die Zahl der sogenannten 400-Euro-Jobs, die vor allem im Dienstleistungsgewerbe gang und gäbe sind. Seit Einführung von Hartz IV 2005 sind Berechnungen der "Frankfurter Rundschau" zufolge allein bis Mitte vergangenen Jahres 50 Milliarden Euro verpulvert worden, um jene Differenz auszugleichen, die Arbeitenden an der Grundsicherung fehlen. Hinzu kommt, dass nur einer geringen Anzahl von Teilzeitjobbern der Sprung auf einen festen Arbeitsplatz gelingt. Und wenn, dann sind es allzu häufig zeitlich befristete Verträge.

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Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.

Quelle: ntv.de

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