Kommentare

Sanktionen bringen nichts Golfregion: Make trade, not war!

Die Welt muss den Dialog mit Ahmadinedschad suchen.

Die Welt muss den Dialog mit Ahmadinedschad suchen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wenn EU und USA wieder einmal über Sanktionen gegen den Iran nachdenken, geraten die Interessen der unmittelbaren Nachbarn der Islamischen Republik aus dem Blickfeld. So die Quintessenz eines Rundtischgespräches, zu dem die Bertelsmann-Stiftung in ihr Palais Unter den Linden in Berlin geladen hatte.

Unter Leitung des Nah- und Mittelostexperten der Stiftung Christian Hanelt meldeten sich Anoush Ehteshami, einer der führenden europäischen Iran-Experten, Abdulaziz Al-Sager, Chef des Gulf Research Centers in Dubai, Mohammed Al-Doreky, Iraks Botschafter bei der EU, Ahmed Saif, Direktor des Strategic Center in Jemens Hauptstadt Sana’a und der Sicherheitsexperte Mustafa Alani zu Wort.

Übereinstimmend rechnen die Teilnehmer nicht mit einem raschen Fall des Regimes von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Anoush Ehteshami verwies auf die Unterschiede zum Sturz des Schahs 1979. Damals habe sich die Armee auf die Seite der Aufständischen gestellt; heute befänden sich die sehr viel besser ausgerüsteten "Revolutionsgarden" auf der Seite Ahmadinedschads. Die Armee halte sich zurück. Gleichwohl bildeten sich in den Garden verschiedene Flügel heraus. Insgesamt scheint es den Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) so ziemlich egal zu sein, wie das Land regiert wird, ob als Monarchie oder als Islamische Republik. Bahrain, Qatar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sind gegen militärische Mittel zur Lösung der Streitfragen in der Region. Sie zögen eine starke Zentralmacht in Teheran einem gleich Afghanistan fragmentierten Iran vor. Sanktionen brächten nichts. Bis sich ein Embargo tatsächlich auf die Wirtschaft auswirkt, können bis zu zehn Jahre vergehen, meint Mustafa Alani. Zudem würde vor allem die Bevölkerung leiden.

Dialog ist die einzige Lösung

Übereinstimmung herrschte in der Frage des iranischen Atomprogramms. Man könne nichts dagegen unternehmen. Auch sei fraglich, ob das Regime wirklich Nuklearwaffen wolle. Teheran würde es reichen, potentiellen Angreifern mit der Möglichkeit des Baus einer Atomwaffe zu drohen. Der Dialog sei der einzige Weg zur Lösung des Konflikts. Sollte der Iran aber eine A-Bombe bauen, dann würde dies ein Wettrüsten in der Region auslösen. Länder wie Ägypten, Algerien und Saudi-Arabien wären in der Lage, rasch nachzuziehen oder sich nukleare Mittel im Ausland zu beschaffen.

Israel wäre zu einem Erstschlag auf den Iran fähig, aber nicht in der Lage einen zweiten Angriff zu führen. Dazu bedürfte es der in der Region dislozierten US-Streitkräfte. Die GCC-Länder lehnten die Nutzung ihres Territoriums für militärische Aktionen gegen den Iran jedoch ab. Erstaunlich die Offenheit der Gesprächsteilnehmer in Sachen Vereinigte Staaten. Man sei nicht glücklich über die Hilfe Washingtons. Zum einen ändere sich die Politik alle vier Jahre, zum anderen wären die USA "auf der Straße nicht sehr populär", erklärt Abdulaziz Al-Sager. Resümee: Die Araber am Golf wollen Handel und Wandel statt Krieg.

Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen