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Zwischenruf Opel: Ausgetrickst!

Hinter dem hehren Ziel der Arbeitsplatzsicherung vermutet Manfred Bleskin im Vorfeld der Wahlen die Absicht von Union und SPD, sich als der jeweils Soziale zu präsentieren.

Hinter dem hehren Ziel der Arbeitsplatzsicherung vermutet Manfred Bleskin im Vorfeld der Wahlen die Absicht von Union und SPD, sich als der jeweils Soziale zu präsentieren.

(Foto: REUTERS)

Eine Zeitlang schien es so, als sei der Druck des neuen Quelle-Katalogs das Problem der Nation. Da hat die Bundesregierung gerade noch so die Kurve gekriegt. Bei Opel droht die Karre gegen den Baum zu fahren. Beide Großkoalitionäre überboten sich in ihren Aktivitäten. Hinter dem zweifellos hehren Ziel der weitgehenden Arbeitsplatzsicherung stand im Vorfeld der Wahlen zum Bundestag die Absicht von Union und SPD, sich als der jeweils Soziale zu präsentieren. Eine Rettung von Opel auf Initiative von Frank-Walter Steinmeier wäre das Holzmann-Wunder gewesen, welches der SPD sicher nicht den ersten Rang in der Wählergunst beschert, jedoch einen dringend benötigten Auftrieb gegeben hätte.

Die Rettung von Opel auf Initiative von Steinmeier hätte der SPD einen dringend benötigten Auftrieb gegeben.

Die Rettung von Opel auf Initiative von Steinmeier hätte der SPD einen dringend benötigten Auftrieb gegeben.

(Foto: dpa)

Aber Steinmeiers US-Kollegin Hillary Clinton ließ den deutschen Außenminister ebenso abblitzen wie Präsident Barack Obama die Bundeskanzlerin. Es ist Heuchelei, wenn das Weiße Haus darauf verweist, dass die Entscheidungen über Opel ausschließlich in den Händen des Mutterkonzerns General Motors liegen. In dessen Aufsichtsrat haben längst Gewährsleute von Obama das Sagen. America first! Oder besser: Nach uns die Sintflut. Die USA sind in Zeiten der Krise längst wieder zu purem Protektionismus zurückgekehrt. Gehandelt wird unter nationalen Gesichtspunkten. Dann – nach einer langen Pause – spielen mögliche globale Aspekte eine Rolle.

Mehr als eine Milliarde Euro hat Berlin in den angeschlagenen Automobilhersteller gesteckt, so getan, als könne Deutschland bestimmen, ob nun Magna, RHJI oder gar FIAT den Zuschlag erhält. Die GM-Spitzen in Detroit müssen sich vor Lachen die Bäuche gehalten haben, wenn nach immer neuen Gesprächsrunden immer neue Luftblasen als hoffnungsvolle Signale verkauft wurden. Die Damen und Herren haben über Monate gepokert, zugesehen, wie die Bundesregierung Geld ins Unternehmen pumpt, dessen Absturz in die Pleite verhindert. Jetzt kann sich Opel wieder über Wasser halten. Nun dreht die GM Corp. der Merkel/Steinmeier GmbH eine lange Nase. Sie bestimmt, wer den Zuschlag erhält oder ob GM Opel selbst behält. Wer sich mit ausgebufften US-Managern anlegt, muss mehr auf dem Kasten haben als sich die Haare zu gelen.

Am Freitag wollen Bund und Länder noch einmal mit Repräsentanten von GM verhandeln. Worüber?

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Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.

Quelle: ntv.de

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