Größte Kinderklinik zerstört Neue Taktik machte perfiden russischen Angriff möglich
09.07.2024, 08:31 Uhr Artikel anhören
Verbrecherische Angriffe auf Zivilisten in der Ukraine gibt es immer wieder. Die kürzliche Attacke durch die russischen Streitkräfte auf eine Kinderklinik in Kiew ist jedoch besonders perfide. Die Hauptstadt wird eigentlich gut geschützt, doch eine neue Taktik der Kreml-Truppen sorgt für Schwierigkeiten.
27 Menschen wurden laut Angaben des ukrainischen Zivilschutzes bei den jüngsten russischen Angriffen auf Kiew getötet, darunter vier Kinder. Zudem gibt es 117 Verletzte in der Hauptstadt. Die Attacken trafen unter anderem die größte Kinderklinik des Landes. In der Ukraine insgesamt sind mindestens 37 Tote und 170 Verletzte zu beklagen. Videos zeigen die Einschläge mehrerer Raketen, bei denen es sich - entgegen Falschbehauptungen aus Moskau - nicht um Flugabwehrraketen handelt. Dass so viele Geschosse der Kreml-Truppen Ziele treffen konnten, liegt laut dem ehemaligen Sprecher der ukrainischen Luftwaffe auch an einer neuen Taktik.
Yuriy Ignat sprach von 44 Raketen verschiedenen Typs, die auf die Städte abgefeuert worden seien. 33 davon habe man abfangen können. Das entspricht einer Abfangquote von 75 Prozent. Ein Wert, der durchaus üblich ist, da die ukrainischen Streitkräfte regelmäßig Probleme bei der Flugabwehr haben. Oft wurden auch schon deutlich weniger Raketen abgefangen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Einerseits verfügt die Ukraine über zu wenig Flugabwehrsysteme und Flugabwehrraketen, andererseits sind es die Geschosse der russischen Streitkräfte, die sich teilweise nur sehr schwer oder gar nicht abfangen lassen.
"Leider verbessert der Feind nicht nur die Aufklärungs- und Kampfdrohnen, sondern auch andere Angriffsmittel - Marschflugkörper und ballistische Raketen - ständig. Dadurch wird es immer schwieriger, sie zu entdecken und zu zerstören. Die feindlichen Raketen werden mit zusätzlichen Funktionen wie Radar- und Wärmefallen ausgestattet", teilte Ignat in sozialen Netzwerken mit.
Niedrige Höhe macht es der Flugabwehr schwer
Bei dem jüngsten Angriff seien die Marschflugkörper zudem in "extrem niedriger Höhe" geflogen. "Manchmal nur bis zu fünfzig Meter", so Ignat. Das macht es besonders schwer, die Raketen zu erfassen und rechtzeitig abzuschießen, bevor sie am Boden einschlagen.
Auch das Institut für Kriegsstudien (ISW) schätzt ein, dass die russischen Streitkräfte ihre Taktik und Technologie "etwas angepasst haben könnten, um der ukrainischen Infrastruktur maximalen Schaden zuzufügen, indem sie der ukrainischen Flugabwehr praktisch keine Zeit zum Reagieren lassen, bis sich der Flugkörper in Bodennähe befindet".
Bei den jüngsten Attacken wurden nach Angaben der Luftwaffe mehrere Raketen der älteren Sorte Ch-101 eingesetzt und trafen ihr Ziel. Auch auf entsprechenden Videos sind sie zu erkennen. Eigentlich hat die Ukraine bei den Ch-101 eine hohe Abschussquote zu verzeichnen. "Die Angriffe vom 8. Juli stellen ein neues und angepasstes Angriffspaket dar, auf das die Ukraine mit den erforderlichen westlichen Flugabwehrsystemen reagieren muss", teilte das ISW mit.
Kiew hatte westliche Partner bereits vor Monaten um mehr Einheiten der besonders effizienten Patriot-Flugabwehrsysteme gebeten. Mittlerweile gibt es diverse Zusagen, doch in dem Land angekommen sind davon vermutlich die wenigsten. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, wies auf der Plattform X zudem darauf hin, dass russische Kampfflugzeuge auf den Militärflugplätzen zerstört werden müssten.
Quelle: ntv.de, rog