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Palästinensische Journalisten Wenig Vertrauen in Agenturen

Eine Umfrage unter palästinensischen Journalisten ergab, dass sie ihren eigenen elektronisch verbreiteten Nachrichtenagenturen nur geringen Glauben schenken. Am besten schnitt die in Bethlehem beheimatete Nachrichtenagentur Maan ab, die auch das Ergebnis der Umfrage am Freitag veröffentlichte.

111 Journalisten wurden zu der Arbeit von vier Agenturen befragt: Maan, PNN, die offizielle Regierungsagentur WAFA und PPA.

Als "neutral" in der Berichterstattung galt Maan mit 56 Prozent. Doch 43 Prozent hielten Maan für voreingenommen. WAFA, das offizielle Sprachrohr der Autonomiebehörde, wurde gar von 87 Prozent als parteiisch eingestuft. Ähnliche Werte erhielten auch die beiden anderen Agenturen PNN und PPA. Während 94 Prozent der befragten Journalisten die Regierungsagentur als Fatah-treu einstuften, galt die Agentur PNN zu 72 Prozent als Hamas-hörig, während 55 Prozent der Befragten Maan bescheinigten, weder Hamas noch Fatah zu bevorzugen.

Im vergangenen Jahr wurde den Medien vorgeworfen, die innere Spaltung der Palästinenser in Fatah im Westjordanland und Hamas im Gazastreifen geschürt zu haben.

65 Prozent der befragten Journalisten meinten, dass "gute Beziehungen unter den Nachrichtenagenturen" ein entscheidender Faktor für den Beschluss der Redakteure sei, was und wie viel über den internen Zwist zwischen Hamas und Fatah berichtet werde.

"Zuverlässigkeit der Quellen"

Gefragt wurde auch nach der "Zuverlässigkeit" der Quellen. So räumen nur 17 Prozent der palästinensischen Journalisten ihrem Präsidenten Mahmoud Abbas eine "hohe Glaubwürdigkeit" ein und 38 Prozent eine "geringe Glaubwürdigkeit".

Die Fatah-Regierung in Ramallah genießt nur 15 Prozent "hohe Glaubwürdigkeit". Ganz schlecht steht es um die offiziellen Sprecher der Fatah in Ramallah und der Hamas in Gaza. Denen wird nur von 6 Prozent der palästinensischen Journalisten geglaubt. Etwa 40 Prozent räumen ihnen eine "mittelmäßige Glaubwürdigkeit" ein, während über die Hälfte der Journalisten den Sprechern offenbar gar nicht glauben.

Den zivilen Behörden und Organisationen messen zwar 23 Prozent eine "hohe Glaubwürdigkeit bei, doch etwa gleich viele Journalisten meinten, dass sie diese Organisationen höchst selten als Informationsquelle anzapfen.

Schließlich wurde noch gefragt, wie wahrheitsgetreu diese elektronisch verbreiteten Agenturen den internen palästinensischen Konflikt wiedergeben. Zwei Drittel der palästinensischen Journalisten meinten, dass die Agenturen gescheitert seien, akkurat zu berichten.

Es sei hier angemerkt, dass die Auslandspresse ihre Informationen über die Vorgänge innerhalb der palästinensischen Gesellschaft ganz wesentlich aus den genannten vier Agenturen bezieht, denen selbst palästinensische Journalisten kaum Glauben schenken. Für Ausländer ist es extrem schwierig und teilweise sogar lebensgefährlich, heute noch den Gazastreifen zu besuchen und sich selber ein Bild vor Ort zu machen.

Quelle: ntv.de

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