Bushs Irak-Kriegs-Paranoia Zwischenruf
04.02.2007, 11:57 UhrVon Manfred Bleskin
Wer geglaubt hat, George W. Bush wäre nicht fähig, seine Paranoia in Sachen Irakkrieg zu steigern, hat den Mann arg unterschätzt. Wieder einmal macht der US-Präsident andere für das Desaster verantwortlich, in das er und seine Parteigänger das Land an Euphrat und Tigris gestürzt haben. Wegen der andauernden Gewalt, von der nun sogar die 16 US-Geheimdienste im Unterschied zu Verteidigungsminister Robert Gates übereinstimmend meinen, sie weise „Anzeichen für einen ‚Bürgerkrieg’" auf, verlangt Bush von der Regierung um Ministerpräsident Nuri al-Maliki mehr Führungsstärke. Nun aber kommt’s: Die Verpflichtung der USA zum Militäreinsatz sei nicht unbefristet, sagte Bush in Williamsburg im Bundesstaat Virginia. Mein Gott, wer hat die Vereinigten Staaten verpflichtet, nach der Errichtung einer Nebelwand aus Lug und Trug in den Irak einzumarschieren, wenn nicht die Administration selbst?
Falls sich nichts ändere, drohte Bush mit „Konsequenzen“. Welche denn, bitte schön? Soll al-Maliki mit US-amerikanischer Hilfe durch einen Militärputsch gestürzt werden, so wie der damalige US-Präsident John F. Kennedy 1963 den südvietnamesischen Diktator Ng Dnh Dim wegputschen ließ, weil dieser die Kreise der Vereinigten Staaten störte? Das wird auch nicht viel nützen. Eher tritt das Gegenteil ein. Bush bringt auch noch den gemäßigten Teil der schiitischen Führung gegen sich auf und das Szenario des Hubschraubers, der – wie im damaligen Saigon – die letzten Flüchtlinge vom Dach der US-Botschaft in Bagdad holt, würde immer wahrscheinlicher.
Bush ist in fast schon bemitleidenswerter Weise beratungsresistent. Wie sonst könnte er jetzt, wie die „Washington Post“ in ihrer Samstagsausgabe schreibt, den Kongress am Montag um die Bewilligung weiterer 245 Milliarden Dollar für den Krieg bitten wollen?
Am Wochenende wurden bei dem zweitschwersten Bombenanschlag seit knapp vier Jahren in Bagdad 135 Menschen getötet. 665.000 Tote soll es einer Untersuchung der Washingtoner Johns Hopkins Universität im Irakkrieg gegeben haben, seit Bush am 1. Mai 2003 fröhlich das Ende des Krieges verkündete. Es bleibt zu hoffen, dass Bush wenigstens eine Lehre des Vietnamkriegs beherzigt und - wie Richard Nixon - in seinen Memoiren zugibt, dass alles ein Fehler war.
Quelle: ntv.de