Innenminister warnt vor Terroranschlag "Verändert die Gefahr das Land?"
17.11.2010, 20:29 UhrBisher war die Bedrohung abstrakt. Jetzt spricht de Maizière von konkreten Hinweisen: Islamisten sollen für Ende November Anschläge in Deutschland planen. Was bedeutet das für das Land? Wie sollen sich die Bürger verhalten? Die Presse sucht nach Antworten und mahnt zu Besonnenheit.

Die Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht: Zwei Polizeibeamte patrouillieren im Flughafen in Frankfurt am Main.
(Foto: dpa)
"Häufig kann de Maizière die Waffe der öffentlichen Warnung allerdings nicht einsetzen, denn sie nutzt sich ab. Spätestens bei der dritten Warnung in einem Jahr glaubt dem Minister keiner mehr. Sparsam verwendet und auf der Grundlage von hoffentlich erstklassigen Informationen ist die Warnung aber richtig", findet die Eßlinger Zeitung und ergänzt, dass zu Hysterie kein Anlass bestehe. Allerdings sei "erhöhte Aufmerksamkeit", sowohl "bei der Polizei, aber auch bei jedem einzelnen Bürger."
Die Bürger sollten "wachsam sein, aber keine Angst haben", meint auch die Wetzlarer Neue Zeitung und präzisiert, die Menschen sollten "mit offenen Augen durch die Welt gehen, aber tatsächlich gehen - und nicht aus Furcht zu Hause bleiben. Und diejenigen Politiker unterstützen, die Brücken zwischen der christlichen und der islamischen Welt bauen wollen, um dem Terror langfristig den Boden zu entziehen. Versöhnen statt spalten - das Wort des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau darf nicht nur gelten, wenn es bequem ist. Es muss sich gerade dann bewähren, wenn der Terror uns herausfordert."
"Eine Terrorwarnung ist kein ABC-Alarm. Sie ist nicht die Ausrufung des Ausnahmezustandes. Sie ist die Ankündigung von verschärften Kontrollen, sie ist die Bitte, für mehr Kontrollen Verständnis zu haben. Das ist in Ordnung." Nicht in Ordnung allerdings wäre es laut Süddeutsche Zeitung, wenn Angst geschürt werden würde. Und zwar "eine Angst, die danach ruft, dass ganz schnell etwas Fulminantes getan wird, und zwar nicht nur irgendetwas, sondern alles: Repression, Prävention, alles miteinander, alles durcheinander und so viel wie möglich. Angst macht süchtig nach Polizei- und Strafrecht. Es gilt also, den politisch-publizistischen Verstärkerkreislauf zu vermeiden, in dem sich dramatisierende Berichterstattung und plakative politische Reaktion gegenseitig aufschaukeln."
"Die Deutschen haben die Kriegserklärung der Terroristen bisher verdrängt. Das war möglich, weil die Sicherheitskräfte still, aber effektiv im Hintergrund arbeiteten und sie schützten. Sie wurden dafür mitunter beschimpft, etwa von ungeduldigen Fluggästen. Und Politiker, die auf mangelnde Ausrüstung und lückenhafte Gesetze hinwiesen, wurden als Sicherheitsfanatiker belächelt. Seit gestern kann man die Gefahr nun auch im Alltag nicht mehr übersehen. Verändert dies das Land?" fragt die Ludwigsburger Kreiszeitung. Einerseits hofft das Blatt, dass die Naivität aufhört. Andererseits dürfe die aktuelle Lage das Land aber nicht dahingehend verändern, "dass wir untereinander intolerant werden, uns gegenseitig verdächtigen oder Fremde ausgrenzen. Dann hätten die Terroristen gewonnen, ohne auch nur einen Sprengsatz zünden zu müssen."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Katja Sembritzki